Is tango easy or terribly hard? A graphic artist goes on an adventurous trip into the world of
the tango - discovering, laughing, struggling,despairing, learning. Can I tango? Maybe!

Mittwoch, 30. Januar 2013

Süchtig

Ich glaube, ich bin süchtig. Süchtig nach dem Gefühl, zu zweit in zwar nicht perfekter, aber dennoch angestrebter Harmonie zu gehen. Tango zu tanzen. Es geht meiner Meinung nach gar nicht mal darum, die perfekte Harmonie zu erreichen. Alleine die Klarheit, nach was hier gesucht wird, öffnet unbekannte Räumen. Das, was das Bewusstsein (und das Unterbewusstsein) sucht, wird es auch finden. Die Bilder, die wir in uns tragen, führen uns auf unserem Weg. Deshalb suche ich auch auf meinem Weg zum Tango immer wieder nach Bildern, die mich tragen könnten. Und obwohl ich keine perfekten Schritte, kein perfektes Folgen, keine perfekten Drehungen, keinen perfekten Tango hin bekomme, fühle ich, wie es in mir lebt und wächst. Ich sehne mich nicht mehr danach, wie eine der fantastischen Tänzerinnen auf den vielen Filmen im Internet über die Tanzfläche zu gleiten. Ich bin satt von den mehr oder minder perfekten Darbietungen. Sondern sehne nach diesem Andocken bei mir selber, mich durchlässig fühlen, ins Fließen kommen, fest im Boden verwurzelt mich bewegen... Gestern hatte ich nach meiner Tango Stunde eine Orchesterprobe. Und siehe da, auch beim Musizieren im Orchester kann man Tango tanzen. Es hat dann weniger mit den Bewegungen als mit einem innigen Gefühl von Ehrlichkeit, verwurzelten Füßen und Kopf im Himmel, mit Ausdruck, mit Grazie zu tun... Ach...
Warum heute kein Tango? Und morgen auch keiner? Erst wieder Unterricht in zwei Wochen? Wie soll das gehen?!
Ich bin süchtig.

Il gato

Meine Tanzlehrerin Nina gab mir kürzlich ein wunderbares Bild für das richtige Stehen und Gehen mit: Sie sagte: "Wir entwickeln mit der Zeit eine Fortbewegung wie die Katzen." Und meinte damit vor allem das Stehen auf den Ballen. Ich finde das Bild wunderbar - wenn ich mir die dicken und sensiblen Katzenballen vorstelle und die sichere, stolze Art mit der sie sich darauf abstützen, ist das ein Bild welches mir beim Stehen und Gehen sehr hilft. Aber das Katzenbild geht über das Stehen auf den Ballen hinaus - auch die aufrechte Haltung, das weiche, wendige Gehen, der sichere Halt, die Geschicklichkeit... 

Ganz abgesehen davon fühle ich mich in der schnurrenden Sinnlichkeit von Katzen, ihrer Genusssucht und ihren eigenwilligen Schlafgewohnheiten hervorragend gespiegelt.

Kein Wunder, dass die Katze auch an der Tango-Musik nicht unbemerkt vorbei geschlichen ist: "Gato", ein Tango von Homero Manzi und Edgardo Donato.



My teacher Nina recently helped me with a perfect image for standing and walking in Tango. She said: "In due time, we develop the movements of a cat". I love this image. The way cats stand on their paws, their fore-foot, head up proudly, their soft paws very naturally seeking ground contact. When I move and stand with this image in my head, the ball of my forefoot finds perfect contact to the floor. And then there is the proud bearing of a cat, her soft and secure steps, her footing and her agility...

Apart from that I find myself very attached to the purring sensuality of cats, their sense for pleasure and their sleeping habits.

No wonder, the cat has already found its way into Tango-Music as this Tango by Homero Manzi and Edgardo Donato shows.

Dienstag, 29. Januar 2013

Nestwärme



Es wird Zeit, dass ich meine Tanz-Lehrer vorstelle. Sie geben mir Nestwärme, infizieren mich mit ihrer Begeisterung und lassen mir den Raum zum Lernen. Je tiefer ich in das Thema einsteige, je mehr finde ich mein Anfangs-Bauch-Gefühl bestätigt, dass ich hier in die besten Hände geraten bin. Definitiv die besten, die es im norddeutschen Raum geben kann.

Die Nestwärme hat sich auch in den Namen ihrer Schule geschlichen, denn TANGONIDO heißt sie - TANGO und NIDO, das spanische Wort für Nest. NIDO steht aber ebenfalls für Nina und Dobri Gjurkov. Sie unterrichten Tango aus innerer Überzeugung und mit großer Leidenschaft, beides Qualitäten, die ich selber sehr schätze. Ein Besuch ihrer Homepage ist lohnenswert, denn Dobri ist zu dem auch ein hervorragender Grafiker: TANGONIDO.



I would like to present my teachers. They give me the protective atmosphere allowing me to learn, stumble, walk, dance, they infect me with their passion and love for the Tango. The more I learn about Tango, the more I find my first impression confirmed to have found in them the ideal teachers. And definitely the best Tango-teachers in the north of Germany. 

TANGONIDO is their school - TANGO and NIDO - the spanish word for nest. And they provide a secure nest for anyone daring enough to want to learn Tango (such as me!!!). But NIDO also stands for their names Nina and Dobri Gjurkov. They are passionate teachers, living for and always searching for the real, true Tango. Their homepage is worth a visit since Dobri also is a very special graphic designer: TANGONIDO. Enjoy!


Montag, 28. Januar 2013

Jeder für sich, der Tango für beide

Was mir im Nachhinein an dieser Zeichnung besonders auffällt und gefällt, ist, wie deutlich man die Mittelachse und damit die eigene Stabilität der beiden Tänzer erkennen kann. Ihre Hüfte ist weit aus der Mittelachse heraus gestreckt, ihr Körper bildet fast eine Schlangenlinie und dennoch ist es, als wäre sie am oberen Hinterkopf aufgehängt.

Looking back at my sketch I realize how well it illustrates the importance of the center axis for the individual stability of each dancer. You can clearly see how her hip moves far out to the left side, her body describing a sinuous line, but still head and supporting leg are on one line.


Das Gleiche gilt für Ihn, sein Schwerpunkt liegt in einer Achse genau über seinen Ballen. Beide stehen deutlich auf einem Fuß und sind dennoch mittig und stabil. Jeder steht für sich und ist dennoch maximal dem anderen zugewandt. Eigentlich ein perfektes Sinnbild für eine funktionierende Partnerschaft, oder?

The same for him: his balance point is directly above the ball of the foot he is standing on. Both dancers are in a very stable position although they are standing on one foot only. Each confidently standing on their own and at the same time turned towards the partner, thereby able to move in perfect harmony. Isn't this a wonderful allegory for a healthy partnership?

Sonntag, 27. Januar 2013

Gehen lernen?




Zu Beginn jeder Tango-Stunde lässt mein Lehrer mich GEHEN. Er behauptet, für das Tango Tanzen muss man GEHEN lernen – das ist sozusagen die wichtigste Grundzutat, ohne der keine Figur, keine Schritte zu einem wirklichen Tango werden. Von vielen Jahren ist die Rede, die man braucht, um das zu lernen und mein Herz sinkt mir in die Kniekehlen. Warum um Himmels willen muss ich neu GEHEN lernen - bin doch bisher ganz wacker durch mein Leben gegangen!

Aber da ich ja nun mit dem Tango-Fieber infiziert bin, versuche ich, auch zwischen den Stunden wann immer möglich die Bewegungen zu üben. Und was ist nahe liegender, als eben auf das GEHEN zu achten? Ich gehe also anders durch die Welt, achte auf dem Weg zum Supermarkt, beim Spazieren gehen auf den neu gelernten Gang und bin beeindruckt vom Resultat - mein Gang und mein Körpergefühl verändert sich. Ich gehe aufrechter, etwas mehr nach vorne ausgerichtet, mit einer viel weicheren Hüftbewegung und fühle mich ausgesprochen wohl dabei.

Nur langsam beginne ich zu begreifen, warum das so ausgiebig geübt wird.

Da ist die erste Ebene: Beim "normalen" GEHEN setzen wir die Füße etwas schräg auseinander, nie parallel oder gar ein Fuß vor dem anderen. Beim Tanzen brauchen wir einen solchen parallelen schmalen Schritt, um nicht wie angetüdelt von rechts nach links zu schwanken. Wir versuchen also, die Schritte parallel auf einer gedachten Linie zu setzen. Das ist ungewohnt und braucht Übung. Soweit so gut.

Aber nun kommt noch eine zweite Ebene hinzu: wir versuchen, die Füße nicht mit dem Hacken zuerst aufzusetzen, sondern recht flach mit den Ballen zuerst. Es mutet ein wenig wie Schleichen an. Die meisten Menschen in unserem westlichen Kulturkreis setzen beim Gehen zunächst den Hacken auf und rollen dann mit dem restlichen Fuß ab. Beim Tango-Tanzen haben wir allerdings fast ständig 90% unseres Gewichtes auf den Ballen. Das macht uns flexibel und wendig, offen für jede neue Bewegung, für jeden Impuls. Gleichzeitig viel stabiler.

Beim Durchforsten des Netzes bin ich über den Begriff BALLENGANG gestolpert. Forscher haben beobachtet, dass generell Kinder oder aber Menschen, die viel barfuß gehen, beim GEHEN zunächst den Ballen des Fußes aufsetzen und erst dann zur Ferse abrollen. Dies ergibt einen weichen Gang ohne viel Erschütterungen. Mit dem Tragen von Schuhen verändert sich der Gang - es wird zuerst die Ferse aufgesetzt und dann über den restlichen Fuß abgerollt. Laut den Forschern führt die starke Erschütterung beim Aufsetzen der Ferse zu Haltungsproblemen, da die Kraft des Aufsetzens direkt und ungefedert an die Gelenke bis zur Wirbelsäule weiter gegeben wird und dort Schäden verursachen kann. Beim Ballengang hingegen wird die Kraft abgefedert. Anscheinend ist das der "natürlichere" Gang, der zu einer aufrechteren, dynamischeren und selbstbewussteren Haltung führen soll. Hier kann noch mehr über den Ballengang nachgelesen werden: http://ballengang.npage.de/ und hier ist ein Film, der die beiden Gangarten demonstriert:



Zurück zum Tango. Beim GEHEN LERNEN für den Tango lernen wir also eigentlich eine natürliche, leider verlernte Art und Weise zu GEHEN, die uns aufrechter und mit besserem Gefühl für den Körper-Mittelpunkt bewegen lässt. Dabei wird nur vordergründig die Art und Weise zu GEHEN verändert, viel wichtiger ist das Körpergefühl, welches so nachhaltig verändert wird und überhaupt erst den Grundstock für das Tango-Tanzen legt.

Auch wenn es also 10 Jahre dauert, bis ich richtig GEHEN kann, jeder Schritt lohnt sich und verändert mein Körpergefühl und die Selbstsicherheit in meinen Bewegungen. Ich tanze weiter heimlich Tango auf dem Weg zum Supermarkt...



Donnerstag, 24. Januar 2013

My soul carries winter mist...

Fabian Peralta & Lorena Ermocida dancing INVIERNO

Meine aktuellste Musikdroge ist der Tango INVIERNO von Canaro. Ich habe ihn über den Umweg eines mich sehr beeindruckenden Tanz-Clips entdeckt und bin fasziniert von diesem Stück. Es ist ein sehr lyrischer Tango und der Sound erinnert sehr an die Tanzmusik der 20er Jahre. Der sehr massive Einsatz der Bläser im B-Teil, besonders die gestopfte Trompete und dann der sehnsuchtsvolle Gesang von der Einsamkeit, für der der Winter als Sinnbild dient... Eigentlich könnte man es einen Schlager nennen (wenn wir in Deutschland ein sehr verkrampftes Verhältnis zum Begriff "Schlager" hätten). Ja, ich finde, das ist ein wunderbarer Tango-Schlager. Und dann ist da der A-Teil, die markante, kurze Akkordbrechung nach unten, sie hat fast etwas klirrend kaltes und schafft einen wunderbaren Kontrast zum ausgeprägt lyrischen Teil. Ohne diesen A-Teil hätte ich Probleme, das Stück als Tango zu identifizieren. Hier ist der Tango, gesungen von Roberto Maida:

It's winter, freezing winter, and so it maybe is not by coincidence that I stumbled over my new drug in Tango-music: INVIERNO - WINTER. This is a very lyric Tango by Canaro and with its sound it reminds me of Swing-Music of the 20s. Listen to the massive use of the wind section in part B, the muted trumpet soaring away. This lyric part is contrasted by the rhythmic and accentuated part A, leaving a chilly, freezing atmosphere (with a distant association of Vivaldis Winter in the Four Seasons). A wonderful combination. Roberto Maida sings of the cold white winter and uses this image to cry out his loneliness. I found a brilliant translation of the lyrics here: http://poesiadegotan.wordpress.com/2011/08/02/invierno-1937/ 
Ahhhh...: "Because my soul carries winter mists..." Yes! Here it is: Invierno!



Und hier ist der Tanz-Clip, der mich angetriggert hat: Fabian Peralta und Lorena Ermocida setzen die Musik so um, dass ich Gänsehaut bekomme. Ich habe keine Ahnung, wer die beiden sind, aber das was sie da tanzen berührt mich tief. Sehr beeindruckt hat mich die Sequenz bei Zählzeit 4.07.

This is the clip which made me discover this Tango. Fabian Peralta and Lorena Ermocida dance this music in a way that gives me shivers. Dont' miss the little sequence at 4.07!



Durch meinen Kommentatoren Matthias Wendel wurde ich auf diese Interpretation des Tangos aufmerksam gemacht. In der Tat - das ist getanzte Zärtlichkeit. So ganz anders ist der Ausdruck beider Paare. Aber an fast der gleichen Stelle des Stückes tanzen beide ein intensives Innehalten - die ersten auf dem Coda (dem Ende) der gesungenen Strophe (4.07), die zweiten auf dem Coda der letzten gespielten Strophe (3.15).

Through Matthias Wendels comments to my blog I discovered this second interpretation of the Tango. An indeed, Bruno and Mariangeles dance pure tenderness. So very different is the expression of both versions! Still, both couples dance a tender and expressive hold in nearly the same part of the Tango near to the end: in the coda of the verse. Fabian and Lorena on the coda of the vocal verse (4.07) and Bruno and Mariangeles on the coda of the last instrumental verse (3.15). Enjoy!


Dienstag, 22. Januar 2013

Die Mittelachse II


Auf dem zweiten Blick gefällt mir meine Zeichnung zur Mittelachse nicht mehr. Die Figur sieht zu wackelig aus, der Schwerpunkt scheint zu hoch zu sein. Ich habe die Zeichnung so verändert, dass sie meinem Tanzgefühl entspricht.

Stolperstein Schönheit

Bewundern wir nicht alle schöne Menschen, beneiden sie um ihr Aussehen, das ihnen als Türöffner zu dienen scheint, glauben, sie seien glücklicher als wir? Wir mit unserer krummen Nase, dem zu dünnen Haar oder den unliebsamen Fettpolstern?

Mein Tango-Lehrer behauptet, unter den wirklich guten Tango-Tänzern gäbe es wenige sehr schöne Menschen. Und er leitet das ganz unverblümt davon ab, dass schöne Menschen ein anderes Lebens-Sytem entwickelt haben. Schönheit öffnet in der Tat viele Türen, wird bewundert und verehrt. So bauen schöne Menschen sehr früh einen engen Zusammenhang zwischen ihrem Aussehen und den erwünschten Wirkungen auf. Sie bleiben durch die Verlockung dieser Wirkung mehr im Außen. Weniger schöne Menschen müssen sich andere Wege suchen. Und lernen (ich verallgemeinere hier ungeniert) früher, auch mal hinter die Hülle, besonders die eigene zu schauen. 

Die Fähigkeiten, die bei Tango Tanzen erforderlich sind, haben ganz viel mit meinem inneren Bild zu tun. Mit meiner Ballance, meinem Wohlbefinden bei mir. Meine Mittelachse - das ist nicht nur meine körperlichen Mittelachse sondern mindestens ebenso sehr meiner inneren Mittelachse, der Bereitschaft, mich auf mich selber und dadurch auch auf den Anderen den Tanzpartner, einzulassen. 

Was für ein Glück, dass ich nicht schön bin! Mir steht die ganze Tango-Welt offen!

Das Binäre System

Eigentlich ist Tango ein binäres System: ich stehe oder ich gehe. 1 oder 0. Stehen oder Gehen. Ich stehe (in meiner Mitte, mein Schwerpunkt dabei auf einem Fuß, genauer auf einem Fußballen, mit schweren Beinen gut im Boden verankert, lockerer Hüfte, zum Partner ausgerichteten Oberkörper, das Spielbein geschlossen direkt neben meinem Standbein, jederzeit bereit entweder das Gewicht des Körpers zu übernehmen und weiter zu stehen, oder aber mich in den zweiten Zustand zu begeben: einen Schritt zu machen), oder ich gehe (reagiere auf die Bewegung des Oberkörpers meines Partners, der meinen Oberkörper verlagert und damit dann ganz natürlich auch mein Bein, welches ja locker und schwer an meinem Hüftgelenk hängt, aber nur so weit wie er dafür den Impuls gibt, eventuell nur als angedeuteten Schritt, das Standbein nicht verlassend, oder als kleiner Schritt, als großer Schritt). Darauf folgt ein Schließen und damit wieder das Stehen. Alles Andere, alle Figuren und Drehungen, entstehen ganz natürlich aus diesem binären System. Klingt ja ganz einfach: stehen und gehen. Wäre da nicht, ihr ahnt es schon, der ganze Rattenschwanz in den Klammern, der mir manches mal ganz schön zu schaffen macht. Heute habe ich einen ziemlich großen Teil vom Klammerinhalt in meiner Tango-Stunde geschafft und hatte eine Ahnung von dem, was außerhalb der Klammern geschieht. Stehen und Gehen. Tango tanzen.

Sonntag, 20. Januar 2013

Im Morgengrauen


Seit ein paar Tagen habe ich einen Ohrwurm, mit dem ich aufwache, mit dem ich schlafen gehe, der mir beim Kaffee trinken im Kopf herum spukt. Zwar hat ihn Roberto Firpo geschrieben, doch für mich bisher die schönste Aufnahme stammt von Carlos Di Sarli, der es mir eh angetan hat. Der klare, pulsierende, rollende Sound seiner Aufnahmen ist einzigartig. El ALMANECER, der Morgengrauen, der Anbruch des Tages heißt der Tango und lässt mein Herz schon bei den ersten Takten höher schlagen. Setzt dann ganz unprätentiös die wunderbare erste Melodielinie im Bandoneon ein, ist es um mich geschehen. Das können auch die Violinen im weiteren Verlauf des Stückes nicht aufholen. Den etwas süßlichen Dur-Teil in der Mitte ertrage ich nur, weil gleich wieder das erste Thema auftritt, dieses Mal von Di Sarli auf dem Klavier gespielt. Gleich danach wiederholt es noch einmal das Bandoneon, begleitet von einer wie ein Vogel im Morgengrauen zirpenden Violine - einfach herrlich!





Wer ist dieser Di Sarli, dass er so wunderbare Musik spielen und komponieren konnte? Meine Art der Annäherung ist neben dem akustischen die mit dem Stift in der Hand. Ich zeichne Menschen nach, um sie zu verstehen, ihnen näher zu kommen. Di Sarli mit seinem italienischen Kopf und der Sonnenbrille - Hohe Stirn, geschwungene Augenbrauen, sehr gerade Nase, schmaler, entschlossener Mund und klar geformtes kleines Kinn... die Klarheit seiner Musik schein auch in sein Gesicht geschnitten.

Im Blog "Tangoplauderei" habe ich sehr umfangreiche Informationen gefunden, danke für diese hervorragende Zusammenfassung!
http://tangoplauderei.blogspot.de/2010/01/carlos-di-sarli-mein-versuch-der.html

Samstag, 19. Januar 2013

Atemberaubender Glitzer



Frauen und Schuhe – davon kann die Potenz nur Frauen und Tanzschuhe sein!

Als ich anfing Tango zu tanzen, kramte ich meine alten Tanz-Schuhe heraus – schon ein wenig mitgenommen aber noch sehr gut einsetzbar. Schwarz. Zeitlos. Passend. Nichts dagegen einzuwenden. Ich tanze mit ihnen, fühle mich in ihnen wohl. Nichts desto trotz surfe ich seit kurzem durch das Netz, bewundere die wunderbaren Schuh-Kreationen, die manche Show-Tänzer tragen, blättere durch die Tango-Schuh-Anbieter Szene und könnte mir stante pede (hihi!) zig Modelle kaufen. Eigentlich ist es kaum vorstellbar, wie ich den morgigen Tag erreichen kann, ohne diese Schuhe!

Aber ich übe rigide Selbstdisziplin. Sinnlos, sich im Internet irgendwelche verführerischen Schuhe zu kaufen, am Ende passen sie Dir gar nicht! Sinnlos, so viel Geld auszugeben wenn Du gar nicht weißt, ob Du überhaupt lange genug dabei bleiben wirst! Und außerdem – es geht darum, wie Du tanzt, nicht was für Schuhe Du trägst! – Also lasse ich die Finger von den goldenen Petit-Riens auch grüner Glitzer kann mich nicht rühren. Seufz!

Bis zur ersten selbst erlebten Milonga will ich streng mit mir bleiben. Dann aber belohne ich mich für meinen Mut, mich so ganz und gar tapsig anfängerisch der Tango-Szene zu stellen und kaufe mir unsagbar schöne, glitzernde, atemberaubende Tango-Schuhe!

Donnerstag, 17. Januar 2013

Tanguero - Tanguera

Es amüsiert mich immer ein wenig, wenn ich auf den Tango-Seiten des Internets von Tangueros und Tangueras lese. So bezeichnen Insider sich selbst als Tango-Tänzer und Tango-Tänzerin. Man scheint die Worte ein wenig wie eine magische Formel zu verwenden, sie zeigen, dass man sich auskennt, die Geheimsprache der Tango-Initiierten kennt. Und das ist ja auch wichtig, um dazu zu gehören.

Nach allem, was ich bisher vom Tango gesehen habe, habe ich bei den Worten "Tanguera" und "Tanguero" ganz bestimmte Bilder, die sicher auf einige argentinische Tänzer zutreffen mögen, aber fast gar nicht auf mich oder die meisten Tango-Tänzer in Mitteleuropa. Sind wir nur Kopien dieser stilisierten Figuren? Spielen wir Bilder? Muss man so aussehen, um Tango zu tanzen? Bestimmt das Äußere das Innere? Oder gibt erst der Name und die Kleidung das richtige Tango-Gefühl?


Mittwoch, 16. Januar 2013

Schlenkerpuppe

Und wenn ich schon dabei bin gleich noch eine weitere Erkenntnis: Während mein Oberkörper recht unbeweglich bleibt, scheine ich wie eine Schlenkerpuppe ein Bewegungselement in der Hüfte und den Beinen zu haben.



















Alles abwärts der Hüfte darf sich weich bewegen und drehen, muss es auch, um Schritte und Drehungen ausführen zu können, während mein Oberkörper, als hätte ich einen Magneten in meiner Brust, zum Partner ausgerichtet bleibt. Alles ohne Kraft, mit einer weichen Spannung. Na, da habe ich noch ordentlich was zu lernen!

Die Mittelachse


Das Wichtigste, was ich zunächst lerne, ist meine eigene Mittelachse zu finden. Mich auf ihr zu bewegen beim Gehen und wenn ich stehe immer so zu schließen, dass ich wieder auf der Mittelachse bin, als wäre ich aufgefädelt und hätte nur einen Kontaktpunkt unter den Füßen und einen oben an meinem Kopf. Ich verstehe aber, dass ich nur so bewegbar bin, in mir ruhend aber gleichzeitig offen für einen Impuls meines Partners.

Dieses feine Gleichgewicht scheint mir ein wichtiger Schlüssel zu sein und erinnert ein wenig an Meditationsübungen: Ganz und gar bei mir sein und gleichzeitig offen für Impulse von außen. Tango als Yoga-Übung?

Dienstag, 15. Januar 2013

Ganz von vorne

Vielleicht sollte ich von vorne anfangen.

Ich habe schon als frühpubertäres Mädchen Tango-Musik geliebt. Mein Herz hüpfte und ich fühlte mich erkannt, meine Melancholie gespiegelt, angekommen. Mein familiärer Hintergrund ist preussisch - musische Erziehung gehörte mit dazu, so dass ich auch mit einem Instrument groß geworden bin.

Ein wenig verlor ich die Tango-Sehnsucht aus dem Blick, aber als sie mich wieder mit voller Wucht traf, entschied ich mich, ein zweites Instrument zu lernen: das Akkordeon. Akkordeon auch nur mangels eines Bandoneon-Lehrers, der in dem etwas einsamen Landstrich, in dem ich damals lebte, nicht aufzutreiben war. Akkordeon war ähnlich und ließ ähnlich sehnsuchtsvolle Töne erklingen. Ich war glücklich. Das ist immerhin zwanzig Jahre her und ich spiele seitdem die unterschiedlichste Musik auf meinem Akkordeon, temperamentvolle, sehnsuchtsvolle, und immer wieder Tango.

Natürlich war da auch immer der Traum, mich zu dieser Musik bewegen zu können. Irgendwie ergab es sich aber nie. Es fehlte der entsprechende Partner, es fehlte die Zeit, oder die Sehnsucht war nicht groß genug. Letztes Jahr war es dann soweit. Nach einem nicht ganz so glücklichen Versuch mit einem Partner begann ich, alleine Privatstunden bei einem hervorragenden Lehrer zu nehmen.

Fünf solcher Stunden habe ich nun hinter mir. Lerne gehen, meine Achse finden, mich im Raum orientieren, mich weich führen lassen, ohne dabei selber zu weich zu sein, meine Beine locker zu lassen... so viele Dinge, die so einfach klingen, wenn sie erklärt werden, in der Anwendung aber manches Mal leicht, manches Mal unendlich schwer erscheinen. Ich bin ein blutiger Anfänger, ein Fremder in einem völlig unbekannten Land, das mir gefällt, in dem ich mich aber noch nicht verständigen kann. Ich fühle mich unfähig, wie ein Baby, welches laufen lernt falle ich immer wieder auf die Nase.

Warum tut sich ein erwachsener Mensch so etwas an? Kann man sich nicht einfach mit den vielen Gaben, die man schon mitbekommen hat zufrieden geben, das Leben genießen und zufrieden sein, von Katastrophen weitestgehend verschont zu bleiben?

Ich weiß genau warum ich das tue. Ich lerne für mein Leben gerne. Ich bin überzeugt, dass wir nur durch einen ewigen Lernprozess im Strom des Lebens bleiben können. Leben ist Lernen. Natürlich gibt es genug Menschen in meinem Umfeld, die davor Angst haben und die so schon fast mumifiziert durchs Leben wandeln. Weil zum Lernen halt auch das Hinfallen und Stolpern gehört. Und das machen doch nur Kinder. Wir Erwachsenen doch nicht mehr.

Deshalb lerne ich, stolpere, verzweifle an meiner Unfähigkeit, wie eine Göttin mit sicheren Schritten über das Parkett geführt zu werden. Und gehe doch das nächste Mal wieder voller Spannung und Aufregung zum Tango-Unterricht. Ich will zwar wie eine Göttin Tango tanzen können. Aber das eigentlich spannende daran ist der Prozess. Das Lernen. Deshalb habe ich auch entschlossen, diesen Blog zu schreiben. Um den Weg zu teilen, egal wohin er führt. Kein perfektes Endprodukt. Davon gibt es schon genug in der globalen digital geschönten Welt.

Bis zum nächsten Post!


Tango-Legastheniker

Arrrrrrrr...! Ich fühle mich wie ein Legastheniker, nein, schlimmer, wie in einem fremden Land gestrandet und völlig unfähig, etwas zu verstehen, geschweige denn etwas auszudrücken. Ich hatte grade Tango-Stunde. Und alles fühlt sich nur an wie ein Knoten, der Kopf steht den Füßen im Weg, Spannung wird zu Verspannung, mein Tanzlehrer bricht immer wieder ab, weil ich ihm nicht folge, weil ich mich nicht weich genug führen lasse. Warum mache ich das alles?

Weil ich Tango lernen will.

Seufz.