Is tango easy or terribly hard? A graphic artist goes on an adventurous trip into the world of
the tango - discovering, laughing, struggling,despairing, learning. Can I tango? Maybe!

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Sing it!

Sing it! Interpreting Tango Music Instinctively 


Die Musik ist der Puls, das Herz des Tangos. Das hohe Ziel, sie im Tanz, in den Bewegungen, in der Umarmung auszudrücken. Aber wie macht man das? Wie tanzt man die Musik eines Tangos? Bisher habe ich immer eine große Diskrepanz zwischen meinem Empfinden der Musik und meinen tänzerischen Fähigkeiten, sie auszudrücken gefühlt. Hier und dort leuchtet mal eine Ahnung davon auf, wie es sein könnte. Dazu muss ich entspannt sein, sicher in meiner Bewegung und einen Tanzpartner haben, mit dem ein Diskurs entsteht. Eigentlich ist es nach einem guten Jahr Tango-Unterricht auch noch zu viel verlangt, schon so weit über den Dingen zu stehen, um Rechnerkapazitäten frei zu haben für den Ausdruck der Musik. Also konzentriere ich mich weiter aufs Tango hören und Tango tanzen üben.

Music is the pulse, the heart of Tango. The aim is to express it in ones dance, in the movements, in the embrace. But - how am I supposed to do that? How do you dance the music of a Tango? I still percieve a big divide between my musical feeling of a Tango and my abilities to express this in my dance. Once in a while I catch a glance of what it could feel like, but only if I am relaxed, secure in my movements, in my axis and if a communication develops between me and my leader. Well, after a little more than a year of Tango lessons, it would be a bit too much to expect to be so far above all bodily struggles to have enough capacities free for musical expression in my dance. So for the moment I stick to listening to Tangos and learning to dance.

Ich habe allerdings schon festgestellt, dass viele Tänzer, auch weit fortgeschrittene, sozusagen neben der Musik tanzen. Die Musik markiert für sie nur den Anfang und das Ende eines Tanzes und natürlich seinen Rhythmus und Tempo. Es ist auch wirklich nicht einfach, neben dem Achten auf sich selber, auf den Tanzpartner und auf die anderen Tänzer in der Ronda auch noch Antennen frei für den Ausdruck der Musik zu haben. Und doch ist es das hohe Ziel, denn nur dann macht es für mich persönlich "Sinn", nur dann kann man nur so richtig fliegen...

I have noted that quite a few dancers, even advanced ones, seem to dance "next to" the music, not within it. The music seems to mark only the beginning and the end of a dance and its pace and rhythm. It certainly isn't a simple deed to pay attention to oneself, the dance partner and the other dancers of the ronda and still have some capacities free to listen to and express the music. Still, it is the big aim, only with an expression of the music does Tango dancing make a "sense", only then can you really fly...

Viele neue Impuls habe ich bei dem Wochenendseminar von Monika Diaz und Christian Tobler aufgesogen. Hier wurden viele Filme gezeigt von Tanz-Profis und ihren tänzerischen Interpretationen. Die Möglichkeiten einen Tango zu interpretieren sind erstaunlich weit. Sie reichen vom Tanzen einzelner Melodie-Elemente des Tangos, sozusagen als Begleitung eines Instruments (rhythmisch sehr nah am Tango), über das Tanzen einer eigenen, neuen "Stimme" zur gespielten Musik (manches mal nah an der Musik manches Mal eine rhythmische Ergänzung) bis zum getanzten Ausdruck der Stimmung eines Tangos, die dann rhythmisch erstaunlich frei sein kann und nur die Intensität und Stimmung einzufangen versucht.

I have collected many new impulses to the musicality in Tango dancing during the weekend seminar with Monika Diaz and Christian Tobler. They showed quite a few films with professional Tango dancers and gave assistance to understand how they are translating the music into movement. I have never tried to analyse this as intensely and was astonished at the variety of possibilities. The first approach is to try to dance the melodies of the Tango, accompanying a certain instrument, a melody phrase or a rhythmic pattern. This stays rhythmically very close to the music. The second approach is to add a new melody line to the music, as a supplement or enhancement. This can be very close to the music or further away, the dancer becoming a new music instrument within the Tango. The third approach is to try to express solely the mood or atmosphere of a Tango. This can be rhythmically very free, the aim is translating the intensity or mood. So we have accompaniment, supplement, translation.

Wie findet man den Zugang zu einem Tango? Wie bringt man seinen Körper dazu, die Musik auszudrücken? Natürlich zunächst durch die Beherrschung des Tanz-Vokabulars, einer sicheren Achse und Erdung. Aber wie komme ich an den musikalischen Ausdruck? Einen der einfachsten Wege kenne ich aus dem eigenen Musizieren. Weiß ich nicht, wie ich eine Phrase spielen soll, singe ich sie. Das was ich singen kann, kann ich auch mit meinem Instrument ausdrücken. Denn unsere Stimme führt uns ganz natürlich und intuitiv. Sie hat einen direkten Zugang zu unserem musikalischen und emotionalen Wissensschatz. Meine Tango-Lehrer praktizieren das ganz intuitiv und entspannt. Beide summen und trällern beim Tanzen immer wieder mal eine besondere Passage mit, lassen ihre Stimme sich selber und ihre Schüler führen, markieren einen Schwerpunkt, einen Impuls, einen Höhepunkt oder einen Bandoneon-Lauf. Das ist angewandte Musikalität ohne jede Theorie. Manchen ist das sicher peinlich und es würde auch zugegebenermaßen ziemlich stören, wenn bei einer Milonga alle mitsingen würden (alleine die Vorstellung...!). Aber beim Üben, im Unterricht oder einfach nur beim Hören eines Tangos kann ich jedem nur empfehlen, ungeniert mit zu singen und zu summen. Probiert es aus - es wirkt Wunder!

So now, how do I find my way into expressing a tango? Naturally, I first of all have to master the Tango-vocabulary to a certain extent, I have to be secure in my own axis and well grounded. But how do I then find the key to musicality? There is a very simple way to this musical key I know from my experience of learning a musical instrument. If I do not know how to play a certain phrase, I sing it. If I cannot sing it, I can't play it. Our voice is a natural and very intuitive guide. She has immediate access to the musical knowledge of our body and soul. My Tango teachers do this intuitively and in a very charming way. They both from time to time hum or sing while dancing to show a certain melody line, enjoying a phrase, a rhythm. They let their voices guide themselves and us pupils, accentuating a culmination, an impulse, a bandoneon phrase... This is applied musicality without any theory. For some, it would probably be embarrassing to do it themselves and I admit, it would be slightly disturbing if everyone were humming away the music during a milonga. But while practicing, during lessons or simply while listening to Tango music, I can only recommend to sing and hum along. Try it!



Dienstag, 15. Oktober 2013

Eintauchen in das Tango-Meer


Ein paar Skizzen aus meinem Notizbuch

Am letzten Wochenende habe ich zwei Menschen erlebt, deren Herzen für den Tango Argentino praktisch glühen. Das spürt man vom ersten Moment an. Und sie haben eine Botschaft, die sie bedacht und sorgsam, aber ohne jede Zweideutigkeit kommunizieren. Beides ist eine Wohltat: Ihr Feuer zu spüren, sich anstecken zu lassen und auch ihre klare Position zu hören und auf sich wirken zu lassen. Diese Position ist keine kommerzielle, sie ecken sicher an, so wie sie es auch am Wochenende vereinzelt taten, aber es ist eine mutige, die wohltuend klar ist und nur dadurch Dinge anstossen kann. Was war das nun für ein Feuer? Ein zweitätiges Seminar von Monika Diaz und Christian Tobler aus der fernen Schweiz hier bei uns im hanseatischen Norden. An dieser Stelle einen Dank an den Tango-Bekannten, der mich mit der Nase auf dieses Wochenende stieß und an die Tanzschule, die mutig genug war, dieses Seminar zu veranstalten.

Vielleicht ist es vergleichbar mit dem Blick auf das azurblaue Mittelmeer. Der Blick ist schön, weckt Sehnsüchte nach Urlaub, Freiheit, Weite. So war mein Blick auf den Tango bisher. Wer aber schon mal die spiegelnde Oberfläche des Meeres durchbrochen hat und schnorchelnd oder tauchend unter sie geschaut hat, kennt das Gefühl des unendlichen Staunens ob dieser bisher ungesehen fantastischen Welt, die den überaus lebendigen Unterbau für die blau schimmernde Oberfläche bildet. Man könnte diskutieren, was für einen das Meer ist - die Oberfläche oder das riesige Universum darunter. Oder beides? Das Universum unter der Oberfläche des Tangos habe ich durch Monika und Christian kennen gelernt und werde sicher immer wieder hinein tauchen. Denn es hat mein Verständnis und mein Empfinden des Tangos deutlich verändert.

In einem beachtlichen jedoch nie langweiligen Marathon haben beide Dozenten einen liebevollen und klaren Überblick über die wichtigsten Orchester der Epoca de Oro des Tangos in Buenos Aires vermittelt, mitsamt Anekdoten, Klang- und Tanzbeispielen. Wer wollte, konnte jeweils sofort die gespielte Musik in Tanzschritte umsetzen. Ich habe es vorgezogen, zuzuhören, vielleicht auch weil ich keinen Tanzpartner dabei hatte und weil ich mich nach einem Jahr Tango-Unterricht noch nicht in der Lage fühle, mein Empfinden umzusetzen. Aber auch nur zuhöhrend und in sich hinein spürend entstand ein immer bunteres und vielfältigeres Bild dieser Musik.

Unter diese mangels Zeit knapp gehaltenen Orchester Portraits (man merkte es den Dozenten an, dass sie über jedes Orchester am liebsten einen ganzen Tag erzählt hätten) wurden zwei andere Einheiten gemischt: eine mit Hintergrundinformationen zu den spielerischen und technischen Voraussetzungen der heute kursierenden Aufnahmen und eine mit einer praktischen Anleitung zur Umsetzung von musikalischen Phrasen. Die technischen Voraussetzungen waren vielleicht etwas trockener, aber nicht weniger spannend. So genau hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht über die Bedingungen unter denen die Aufnahmen entstanden und meine Bewunderung wuchs von Minute zu Minute. Abgeschlossen wurde dieser Abschnitt mit einem flammenden Plädoyer für mehr Sensibilität und bessere Wiedergabemöglichkeiten dieser schönen Musik auf Milongas. Ich gehe hier mit ganzem Herzen mit. So manches mal fühle ich fast körperliches Unbehagen, wenn mir die Musik während einer Milonga in den Ohren klirrt oder die Bässe schwammig verdumpfen. Ich bin überzeugt, dass klangliche Veränderungen das Tanzvergnügen deutlich steigern würden. Hierzu gibt es ausführliche Beiträge und Diskussionen unter Cassiels Blog. Beeindruckend war schon allein die kleine improvisierte Reise-Anlage der Dozenten, die mitten in den Raum positioniert wurde und eine wunderbare Klangqualität bot (natürlich Hand in Hand mit optimalen Audio-Daten und einer optimalen Ausgabe).

Beeindruckt hat wohl auch fast alle Teilnehmer eine Gegenüberstellung von Aufnahmen identischer Stück mit einem modernen Ensemble und einer Original-Aufnahme aus der Epoca de Oro. Wir waren aufgefordert auszuprobieren, ob es sich zu dieser oder jener besser tanzen ließe. Das Resultat war frappierend: Alle moderneren Aufnahmen ließen sich deutlich schlechter tanzen. Die Gründe hierfür sich vielfältig, das Resultat aber eindeutig. Die damaligen Musiker wurden daran gemessen, ob ihre Musik tanzbar war. Es war eine sprudelnde, kochende Zeit mit viel Konkurrenz. Wer nicht tanzbar war, wurde nicht gebucht oder gekauft. So waren die Musiker ständig auf der Suche nach dem besseren Ton, dem besseren Groove, dem besonderen Sound. Das alles mit einer Intensität, die heute kaum mehr herzustellen ist. Die Suche nach Perfektion hat Höchstleistungen hervor gebracht. Ein weiterer nicht unerheblicher Aspekt ist die Größe der damaligen und heutigen Ensembles. Heute ist man schon froh, wenn man ein Quartett mit einem Bandoneon buchen kann. Aber was für ein Unterschied zu 4 oder mehr Bandoneons, die zum absolut gleichen Moment ihre Akzente setzen! Und zu 4 Violinen, die auf einer Melodielinie schwelgen...! Wir verstärken heute den Klang um einen größeren Raum zu füllen, da haben wir andere Möglichkeiten und wer würde schon so ein großes Ensemble bezahlen können? Aber kann dieser verstärkte Klang die gleiche Intensität rüber bringen? Mir fiel auch auf, dass den neueren Aufnahmen irgendwie der Drive fehlte. Herausstechende Ausnahme ist das "Solo Tango Orchestra" (kann man 4 Personen schon ein "Orchestra" nennen?), welches sehr viel Drive hat. Leider nur 4 Musiker. Was würde ich dafür geben, so ein großes Tango-Orchestra dieser goldenen Epoche live zu hören! Ist es nicht erstaunlich, dass keiner das bis dato als Marketing-Lücke entdeckt hat? Gibt es keine Sponsoren da draußen, die gerne Tango tanzen und so etwas finanzieren würden? Freiwillige vor!

Die zweite extra-Einheit neben den Orchestra-Portraits fand am zweiten Tag statt: Eine praktische Anleitung zum Umsetzen von musikalischen Phrasen. Ebenfalls sehr beeindruckend, weil sich hier endlich tatsächlich etwas an unserem Tanz veränderte. Nachdem ein ausgewählter Tango ("Araca la Cana" von Fresedo) ganz stressfrei analysiert und in Abschnitte aufgeteilt wurde, hatten wir mindestens 8 Runden, um diesen Tango zu tanzen. Monika steuerte das Ganze, ließ uns zunächst nur grob zwei verschiedenen Stimmungen, passend zu den Abschnitten, tanzen und an den Übergängen anhalten. Das war bei diesem Tango ein markanterer Abschnitt und ein fließenderer. Als wir das einigermaßen gepackt hatten und uns schon für Helden hielten, setzte sie noch einen oben drauf, indem sie unsere Aufmerksamkeit auf die gesamte Ronda lenkte, so dass wir gemeinsam in den markanteren Abschnitten eher auf der Stelle und mit vielen kleineren Schritten tanzten und gemeinsam im elegischen Teil uns vorwärts bewegten. Was für ein irres Gefühl als das klappte! Ich, verbunden mit der Musik, mit meinem Tanzpartner, mit den anderen Tänzern der Ronda... mit dem Universum?! (siehe mein Post "In Balance with me an the Universe). Vielen Dank an meinen offenen, experimentierfreudigen Tanzpartner!

Ein wichtiger Bestandteil dieses Wochenendes war auch die Milonga am Samstag Abend. Die Tanzschule war mutig genug, diese Milonga als "Milonga Milonguero" auszuweisen, also als eine Milonga mit rein klassischer Musik der Epoca de Oro, mit engem und eher kleinem Tanzen (keine fliegenden Beine), mit Aufforderung durch Cabeceo und zu diesem Zwecke auch relativ hellem wenn auch nicht ungemütlichem Licht, mit Respekt für die Ronda, also einer gemeinsamen Tanzlinie, und dadurch mit Respekt für alle anderen Tänzer des Abends. Christian Tobler hat fantastisch Musik aufgelegt und die Stücke jeder Tanda auf eine Leinwand projiziert, so dass man schon vor den ersten Takten der neuen Tanda die Blicke über die leere (Cortina sei dank) Tanzfläche zu dem favorisierten Tänzer für diese Tanda schicken konnte. Ich glaube, alle am Tage besprochenen Tangos waren dabei, man konnte sie wieder erkennen und dank Projektion zuordnen. Das klappte alles wie am Schnürchen mit nur kleinen Ausreißern. Aber auch die sind verständlich, muss so eine Milonga-Kultur ja erst wachsen und reifen. Wie schön wäre es, wenn es regelmäßig solche Milongas gäbe!

Mein persönlicher Höhepunkt war eine Pugliese-Tanda. Ich liebe die Musik von Pugliese sehr, sie findet einen ganz besonderen Wiederklang in mir, lässt mein Herz höher schlagen. Aber ich habe ebenso einen heiden Respekt davor, sie zu tanzen, habe es auch noch nie gewagt. Schon bevor die Tanda begann und ich den Namen Pugliese auf der Leinwand las rutschte ich also in meinem Stuhl gemütlich zurück, um genussvoll zuhören zu können. Da wurde ich aufgefordert, dieses Mal direkt, denn mein Blick war überhaupt nicht auf Kontakt aus. Ich zögerte ein wenig, freute mich aber so auf den Tänzer, den ich schon den ganzen Abend beobachtet hatte, dass ich einwilligte. Und was passierte? Ich stolperte nicht, ganz im Gegenteil, wir haben wirklich diese zauberhafte Musik getanzt so wie ich sie empfinde, und das trotz meiner begrenzten Möglichkeiten. Einen riesigen Dank an meinen Tanzpartner, der mich so auf Wolke 7 hat schwelgen lassen!

Diese Milonga hat das ganze Wochenende abgerundet, so dass ich am späten Sonntag Nachmittag ungemein bereichert wieder nach Hause fuhr. Wir waren in das tiefe facettenreiche Meer des Tangos eingetaucht und werden diese Eindrücke bestimmt nicht wieder vergessen. Einen Dank von ganzem Herzen an Monika Diaz und Christian Tobler.







Montag, 14. Oktober 2013

Schwärmen erlaubt

Hach - was für aufregende Tango-Erlebnisse! Aber wo fange ich nur an? Eigentlich vor 2 Jahren. Da war ich das erste Mal auf dem Stör-Tango-Ball in Itzehoe, ein schickes Plakat hatte mich gelockt und ich wollte mal rein schnuppern, schauen, was sich dahinter verbirgt. Mich interessierte eigentlich vor allem die Band und ich staunte nicht schlecht, als sich bei den ersten Klängen der Musiker die Tanzfläche sofort füllte und mir die Sicht versperrt wurde. Irgendwie unerhört, konnte ich so doch die Musiker nicht sehen, nur Tänzer! Denen schaute ich nun interessiert zu und vergaß meinen Groll über die nicht sichtbaren Musiker - das war zauberhaft, was dort getanzt wurde. So ganz anders, so warm, nah, intim, innig, musikalisch. Fast wie in Trance schienen einige Paare dahin zu gleiten, von einer unsichtbaren Energie gesteuert, hier verweilend, dort große Schritte, dann nur ausgehaltene Ruhe... Wie würde es sich anfühlen, so tanzen zu können?!

Ein Jahr später hatte ich gerade meine ersten Tango-Tanzstunden erlebt, als es im September wieder Zeit für den Stör-Tango-Ball wurde. Die ersten Tango-Stunden hatten gereicht um zu erkennen, dass das ein sehr großer Kuchen ist, von dem ich da grade nur einen winzigen Krümel gekostet hatte. Ich war voller Ehrfurcht. Und nicht gar so unglücklich, dass ich an dem Ball-Termin verhindert war, der Ball kam und ging ohne mich vorbei. Wie schade eigentlich.

Gerde zwei Wochen her, wieder im September, war wieder Stör-Ball-Zeit. Aber was hatte sich seitdem alles getan! Ich hatte nun ein Jahr Privatstunden, hatte mich erst zögernd, dann immer mutiger auf Milongas getraut und sogar meinen Freund mit meinem Tango-Fieber angesteckt, so dass wir auch als Paar schon drei Monate Tango-Kurs hinter uns hatten. Ich freute mich wie ein kleines Mädchen auf den Ball. Als "Insider" sah alles nun ganz anders aus. Das intensive Beschäftigen mit dem Tango hat meinen Blick geöffnet und mein Verständnis kultiviert, so dass ich mich schon ein klein wenig als Tango-Insider fühle, auch wenn ich natürlich noch lange nicht so viel Erfahrung habe, wie ein Tänzer, der seit 5 oder 10 Jahren im Tango unterwegs ist. Aber ich habe schon ein wenig gelernt, was es braucht für einen guten Tango-Tänzer und was es braucht für eine gelungene Milonga. Ich war doppelt Insider, weil meine eigenen Tango-Lehrer diesen Ball veranstalteten, die ich auf meinem Weg sehr, sehr Wert schätzen gelernt habe. So bibberte ich mit, ob genügend Gäste kommen, ob die Stimmung stimmt, ob sich alle wohl fühlen...

Ich hatte völlig umsonst gebibbert. Der Ball war ein voller Erfolg. Gut besucht, mit einer freudigen, gleichzeitig entspannten Stimmung, einem breiten Spektrum an Tänzern mit viel Respekt für einander, so dass auch die unerfahreneren Tänzer sich in die Ronda trauten. Mich begeisterte es besonders, zu Live-Musik zu tanzen. Auch wenn ein Trio/Quartett nie den Sound eines Orchesters der Epoca de Oro herstellen kann, so springt die Spannung, Energie und Intensität der real in diesem Moment im gleichen Raum musizierenden Musiker ungebremst auf die Tänzer über. Und das ist ein fantastisches Erlebnis! Ich könnte noch so viel erzählen – Von der liebevollen persönlichen Begrüßung von Nina, die ständig einen Blick darauf hatte, ob sich alle wohl fühlen, von Dobris ausgewählt gut aufgelegter Musik in den Pausen zwischen den Live-Auftritten, dem selbstverständlichen Tanzen in der Ronda (was man auf manchen Milongas in der Großstadt vergeblich sucht), von den zaghaften und immer mutiger werdenden ersten Schritten meines Freundes und mir auf der Tanzfläche, von dem schönen Raum, der Stimmung – Hach – ich gerate ins Schwärmen. Und nein: ich bin nicht neutral! Hossa! Nächstes Jahr im September ist wieder Stör-Tango-Zeit und ein wenig freue mich mich jetzt schon darauf.

Nun habe ich großspurig aufregende Tango-Erlebnisse angekündigt und habe doch nur eines beschrieben. Ich werde die Schummelpackung zumindest mit einem zweiten Tango-Erlebnis auffüllen. Aber das muss ich noch ein wenig verdauen und durch meinen Kopf spuken lassen.