Is tango easy or terribly hard? A graphic artist goes on an adventurous trip into the world of
the tango - discovering, laughing, struggling,despairing, learning. Can I tango? Maybe!

Dienstag, 30. April 2013

A Touching Gesture



Ist es nicht oft ein Detail, welches einen großen Unterschied macht? Bei einer Milonga habe ich kürzlich eine wunderschöne Geste beobachtet, die ich hier kurz skizziere. Ein innig tanzender Herr trug eine Art Stock in seiner hinteren Hosentasche, der ihn doch sicher irritieren musste beim Tanzen. Dachte ich. Konnte er den nicht vorher ablegen? War das seine Brille in einem Etui? In der Pause zwischen den Tänzen lüftete sich das Rätsel. Es war ein Fächer, den er nun aufklappte, um seiner erhitztenTanzpartnerin und ihm selber frische Luft zuzufächeln. Frauenkleider haben keine Taschen, um selber einen Fächer bei sich zu tragen. Was für eine liebenswerte, fürsorgliche Geste! Sie redet von Achtsamkeit für sich und dem Gegenüber. Mehr davon!

Isn't it often a small detail which makes the whole difference? Recently I watched a touching gesture during a milonga. A leader dancing very focused and beautifully with his partner was carrying what seemed like a stick in the back pocket of his trousers. I wondered if it wasn't irritating him and whether it was his spectacle case. The solution followed in the pause between two Tangos. He took out the stick, opened it to a beautiful black fan and started fanning cooling air to his blushed partner and himself. The ladies dresses do not have pockets to carry a fan. What a touching and attentive gesture! More of that! You can imagine how I enjoyed being treated in the same way a bit later that evening...

Samstag, 27. April 2013

Floating Milonga-Feet



Aufwachen am Tag nach einer intensiven Milonga, meiner längsten bisher. Kurzer Check-up: leichte Spannung im Nacken (klar, immer locker bleiben, seufz), wohliges Spüren der Muskeln im unteren Rückenbereich, ein paar Druckstellen an den Füßen. Und das nach 6 Stunden fast durchgängigem Tanzen...  Ich bin zufrieden schnurrend wie ein Kätzchen! Ein ausführliches Pflegeprogramm belohnt meine Füße führ ihre Zuverlässigkeit. Und einen großen Dank schicke ich hinaus an die freundliche Gemeinschaft dieser Milonga, die mich so wohlwollend aufgenommen hat! Ich kam in den Genuss hervorragender, geduldiger Tänzer und habe die Begeisterung genossen, die dort in der Luft hing, die Leidenschaft, mit der alle Tänzer sich dem Tango widmen. Mit meinen Füßen auf ein Kissen gebettet könnte man fast meinen ich schwebe...

The day after an intense and beautiful milonga, my longest to date. Time for a short check-up: Slight tension in the nuke (well, maybe I did not stay relaxed enough, sigh), a cozy feeling of warmth in the muscles of my lower back and a few pressure points on my feet. This after close to 6 hours of dancing... I am as happy and satisfied as a purring cat! I reward my feet for their loyal assistance with an extensive wellness program and bed them on an cushion. And to the community of this milonga I send out a very warm thank-you for having welcomed me so kindly. I was very happy to dance with several very good, patient and sensitive dancers and enjoyed the air of elation in the room, the passion with which the dancers apply themselves to the Tango Argentino. My feet placed on a pillow you could believe I am floating...


Montag, 22. April 2013

Baby, you can Drive my Car

Erinnert Ihr Euch noch daran, wie es war, Auto fahren zu lernen? Boah, musste man da an vieles gleichzeitig denken! Bremse treten, Kupplung treten, Gang einlegen (welchen bloß?), nach vorne schauen, in die Rückspiegel schauen, Schilder, Autofahrer, Fußgänger erkennen, Kupplung langsam kommen lassen, gleichzeitig Gas geben und von der Bremse gehen... Ich dachte früher, ich lerne das nie. Und heute? Manchmal weiß ich gar nicht mehr, wie ich von einem Ort zum anderen gekommen, bin, nur dass es mit dem Auto war. Geschmeidig wird von Gang zu Gang gewechselt, schnittig eine Kurve genommen, aus dem Augenwinkel die gesamte Straße hinter mir gescannt... Die ganzen komplexen Bewegungsabläufe finden vom Unterbewusstsein aus gesteuert statt, meinen Kopf scheine ich zum Auto fahren nicht mehr zu brauchen.

Heute hatte ich beim Tango Tanzen wieder so ein richtiges Anfänger Gefühl - ein ganz und gar pubertäres. Völlig unmöglich, alle Elemente beisammen zu halten: Beine schwer sein lassen, so dass sie den Boden kaum verlassen. Mit den Ballen guten Kontakt suchen, mich erden, dabei den Rücken aufrichten, mich nicht krumm machen, mich nicht hoch ziehen, meinem rechten Arm genug Spannung geben und ihn nicht nach hinten ausweichen lassen, mit dem linken Arm genug Kontakt zum Tanzpartner aufrecht halten, damit ich die seitliche Führung nicht verliere, aufpassen, dass mein Schwerpunkt in der Mitte bleibt, dass er nicht zu sehr nach hinten verrutscht... und schwupp läuft gar nichts mehr. Das Einzige, was mich von meinem pubertären Sohn unterscheidet, ist, dass ich nicht meine "Eltern" (=Tanzlehrer) Anranze für das Chaos in mir und um mich, sondern versuche, es mit etwas Grandezza anzunehmen. Wohl wissend, dass sich alles mit der Zeit klärt und die Übung Gelassenheit bringt. Ach, könnte ich doch schon Tango tanzen wie ich Auto fahre!

Do you remember how it felt to learn to drive a car? How impossible it was to coordinate everything? Hit the brakes, hold the clutch, choose a gear, look out front, look into the rear mirrors, watch signs, other cars, pedestrians, letting the clutch come softly, at the same time lift your foot from the brakes and step on the gas pedal – I thought I would never learn it! But today, I drive smoothly without even realizing, how I came from one point to the next. I enjoy taking curves rakishly, accelerating, changing gears smoothly and scanning the entire street before and behind me. This complex sequence is controlled by the unconscious, my mind does not seem to be needed any more here. 

Today I once again hat this real down-to-earth beginners feeling while dancing Tango. I felt very pubertal. Definitely impossible to coordinate all those complex movements: Letting my legs be very heavy, barely leaving the ground, constantly searching good contact to the floor with my balls while keeping my back straight, pose upright, not to crouch, not to pull myself upward, to keep the tension in my right arm as not to let it drop away backwards, to keep enough contact in my left arm with my dance partner as not to loose the sideward guide, to watch out to keep my axis in the middle, not to shift it backwards but right above my balls... ah, what shall I say - suddenly nothing works. Short circuit in my brain with all this heavy duty work... The only thing I hope to do differently here than my pubertal son, is that I don't scream at my parents (=Tango teachers) for all the chaos in- and outside, but that I try to accept this with a little rest of grand air. Knowing, that time will help and exercise will bring tranquility. Sigh - could I only dance Tango as well as I drive my car!

Freitag, 19. April 2013

In Search of my South

Ich weiß von den sehr unterschiedlichen Meinungen in der Tango-Szene zum Spielen von traditionellen Tangos und "neuen", wie dem Tango Nuevo (auch wenn der gar nicht mehr soooo neu ist). Dennoch bin ich ein großer Fan von Astor Piazzolla, den ich sehr gerne höre und auch selber spiele. Er hat etwas neues, etwas anderes aus dem traditionellen Tango entwickelt. Man kann jetzt vortrefflich darüber streiten (und tut es offenbar), ob man auf einem Tango Nuevo Tango tanzen kann – oder nicht. Aus meiner Perspektive als Neuling im Tango Tanzen (wenn auch als älterer Hase im Tango hören) kann ich mir nicht vorstellen, dass man den traditionellen Tango ohne ihn zu wandeln, so wie es die Musik getan hat, zur Musik des Tango Nuevo tanzen kann. Ein bisschen wäre das, als würde man ein Menuett auf einem Wiener Walzer tanzen. Klar, das Menuett ist der Vorgänger des Walzers. Aber es sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Der Ausdruck - die Energie und Dynamik, die Form und Struktur – des traditionellen Tangos und des Tango Nuevo sind sehr unterschiedlich. Müssten sie nicht auch entsprechend im Tanz ausgedrückt werden? Ich schließe nicht aus, dass sich meine Meinung dazu noch ändern wird, desto tiefer ich in den getanzten Tango eindringe.

I have already learned of the very different opinions within the Tango-scene, whether to play traditional Tangos or "new" Tangos such as the Tango Nuevo (even if it's not so terribly new anymore). I am a big fan of Astor Piazzolla, I love listening to him and from time to time even dare playing his music. He has developed something entirely new and differen from the traditional Tangos. We can spend hours and days discussing whether one can dance Tango to the music of the Tango Nuevo - or not. From my perspective as a newbee in dancing Tango (but an old stager in listening to Tango music), I have difficulty imagining to dance Tango to this music without changing the dance, letting it evolve as the music has. It would be a bit like dancing a minuet to a viennese waltz. Sure, the minuet is the predecessor of the viennese waltz. But they are an entirely different kettle of fish. The expression – energy and dynamics, form and structure – of the traditional Tango and the Tango Nuevo are very different. Should not this difference find expression in the way they are danced? I won't eliminate the possibility of changing my opinion as I dive in deeper into the danced Tango world. 

Aber warum ich eigentlich so weit aushole und mich auf ein so glattes Terrain wage, ist die Lust, heute eines meiner absoluten Lieblings-Stücke von Piazzolla zu posten: VUELVO AL SUR. Es gibt meiner Meinung nach keine bessere Aufnahme, als die mit Piazzolla selber und Roberto Goyeneche. Jedes Mal wenn ich sie höre bin ich sofort ergriffen, Tränen in den Augen nicht ausgeschlossen. Dieses Stück berührt mich tief und das liegt wohl an der einzigartigen Stimmigkeit von Musik, Text und Interpretation von Instrumenten und Stimme. Die Musiker fühlen und spielen den Text. Die Sehnsucht nach dem Süden, nach der Heimat, nach einem Ort, an dem ich nichts erklären muss, nur sein kann und mich in der inneren und äußeren Landschaft auflöse, diese Sehnsucht steckt wohl in uns allen. Der Text von Fernando Solanas ist wunderschön und klar, voller Sehnsucht nach dieser ursprünglichen Geborgenheit und nach Würde. Nach einem Ende der Diktatur. Denn die Menschen in diesem Süden haben Würde. Wo ist unser, wo ist mein Süden?

But the actual reason for my daring to tread on this shaky ground is my desire to post one of my absolute favorites of Piazzolla today: VUELVO AL SUR. I don't find there is any better recording than the original recording of Piazzolla and Roberto Goyeneche. Every time I listen to this music, I feel touched deeply inside and get teary-eyed. I believe this is due to the exceptional coherence of music, text, musicians and voice. The longing for the south, for my home, for the place where I need not explain but can simply be, where I become one with my inner and the outer landscape, this longing is in all of us. The beautiful text of Fernando Solanas is simple and clear. Full of yearning for security and dignity, yearning for and end of the dictatorship. For a people with dignity. Where is our, where is my OWN SOUTH? (here you can find the entire Lyrics with english translation)



Mittwoch, 17. April 2013

In Balance with me and the Universe




Das Thema Balance ist ein großes im Tango. Und das gefällt mir ausgesprochen gut! Ich beschäftige mich seitdem ich Tango tanzen lerne sehr intensiv mit meiner eigenen Balance – meiner körperlichen Balance, Mittelachse, Schwerpunkt. Das führt dazu, dass ich sicherer und in mir ruhend stehe. Nicht angespannt, aber auch nicht energielos. Und das hat Wirkungen auf meine Selbstwahrnehmung und damit auf meine innere Ballance. Bin ich innerlich aufgewühlt oder unruhig, ist diese körperliche Balance viel schwieriger herzustellen. Gleichzeitig bringt die Beschäftigung mit der körperlichen Balance auch Ruhe in mein inneres Gleichgewicht.

Balance is a big issue in Tango. An I very much like that! Since I have started learning to dance Tango, I have worked on my own balance, my bodily balance, axis, center. This makes me stand better, more centered. Not under tension but at the same time not without energy. And it has consequences on the sense of myself and thereby also on my inner ballance. It is not easy to establish this body balance when my mind is agitated and disturbed. All the same, trying to focus my body balance brings calmness into my inner balance.

Auf einer zweiten Ebene geht es um die Balance zwischen zwei tanzenden Partnern. Jeder ist verantwortlich für die eigene Balance und gleichzeitig dafür, das Gleichgewicht des Partners nicht zu stören, im Idealfall zu ergänzen. Im schlechtesten Fall bringt die eigene Wackeligkeit das Gleichgewicht des Anderen ins Wanken. Was für ein schönes Bild für eine lebendige Beziehungs-Partnerschaft! Ich glaube, dass es vielen Beziehungen gut tun würde, wenn beide Partner sich mehr um die eigene Balance kümmern, weniger am Partner ziehen und rütteln würden. Wie schön kann dann eine Begegnung sein, in der genug Raum für Respekt für sich selber und den Anderen da ist, wie viel höher kann man fliegen... So wie im Tango, wenn diese Balance und der Respekt vor dem anderen gewahrt wird. Einer Frau, die sich beim Tango Tanzen verbiegen muss, geht die eigene Balance flöten. "Sich nicht verbiegen lassen" bekommt für mich hier eine neue Bedeutung.

On a second level, there is the balance between the two dance partners. Each one is responsible for his and her own balance and at the same time for not disturbing the equilibration of the other, ideally to complement it. The worst case is my own unsteadiness bringing my partner to sway. What a perfect image for a lively and fulfilling relationship! It would be a good impulse for many a relationship, if each partner were to take care of his own balance and would less tug at and rock the other. How thrilling could an encounter be if there is enough room and respect for oneself and the other, how much higher could one fly... as one can in Tango, if this balance and respect for oneself and the other is attended to. 

Auf der dritten Ebene geht es um die Balance zwischen den verschiedenen benachbarten Tanzpaaren auf einer Milonga. Ein Tanzpaar braucht einen gewissen Raum, ebenso braucht es das benachbarte Paar und das daneben. Das kann mal mehr und mal weniger sein. Viel Achtsamkeit ist nötig, um nicht die Balance des eigenen Paares und das der umgebenden Paare durcheinander zu bringen. Jedes tanzende Paar passt sich so an die Umgebung an und respektiert die Balance des benachbarten Paares.

On an third level, there is the balance between the neighboring dancing couples on a milonga. Each couple needs a certain amount of space, more or less depending on the situation. Quite some attentiveness is necessary as not to disturb the balance of ones own couple and that of all the neighboring couples. Each dancing couple therefore has to assimilate to the surrounding and to respect the balance of the other neighboring dancers.

Auf der vierten Ebene geht es um die Balance einer Milonga, aller Menschen, die gleichzeitig dort tanzen. Ist die Milonga voll, wird es weniger Raum für große Figuren und Beinbewegungen geben und es wird kleiner und feiner getanzt. Man kann dieses Bild weiter führen auf die Milongas einer Tangoszene, dann auf die Tangoszenen Landes und dann die globale Balance aller Tango tanzenden Menschen (okay, das Universum lass ich mal aus - tanzt E.T. auch Tango?).

On a fourth level then, there is the balance of an entire Milonga, all the people dancing there at the same time. Is the milonga crowded, there is less space for audacious figures and leg movement and people dance with smaller movements. One could continue this image to all the Milongas of a Tango scene, of all the Tango scenes of a country and to the global balance of all Tango dancing people on this earth (okay, I will skip the universe - does E.T. dance Tango?) 

Es entsteht ein Netzwerk an Respekt und Achtsamkeit, das sehr wohltuend ist. Eigentlich sollte so ein Netzwerk jedem sozialen System inne wohnen. Wahrscheinlich hat es das auch irgendwann mal. Aber wir haben viel dieser Selbstverständlichkeit verlernt. Am gravierendsten die Achtsamkeit für uns selber. Und das ist die Krux und gleichzeitig die Chance: nur wenn ich selber auf meine eigene Balance acht gebe, kann ich etwas beitragen in diesem System, dem Kleinen wie dem Großen. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum Tango eine so magische Anziehungskraft besitzt?

A network of respect and attentiveness could grow, and that is very a comforting thought. Such a network should very naturally exist in every social system. It probably did at some time. But we have lost a lot of its natural ease. Above all we miss out on the attentiveness to ourselves. Only if I pay attention to myself, to my own balance, can I contribute my part to the system, be it the smaller or the larger one. Maybe this is one of the reasons for great appeal Tango develops in our days?





Mittwoch, 10. April 2013

As Contrary as Night and Day




Warum tue ich mich so schwer mit den Milongas? Ich mag die Musik, ihre Energie, aber ich habe immer das Gefühl, dass ich einfach zu langsam mit meinen Reaktionen bin. Irgendwie stolpere ich eher hinterher, werde vom Tempo überrollt. Ich will dem auf den Grund gehen und habe von meinem Tanzlehrer eine Antwort bekommen, die wie immer klar und einfach ist. Zumindest ausgesprochen. In der Anwendung allerdings... Aber dazu später.

Why do I have so much trouble with dancing a milonga? I love the music, its energy, but I somehow have the impression of simply being to slow in my reactions. I seem to stumble just behind the impulse, am over rolled by the tempo. I had to find out why this is so troublesome for me and asked my teacher. He gave me an answer as clear and simple as usual. But I'll come to that later.

Welche Rolle spielt die Milonga gegenüber dem Tango? Sie scheinen völlig konträr zu sein. Ist der Tango eine lineare Bewegung mit einem klaren, fast marsch-artigen Beat, der völlig ohne Percussion auskommt, so sprüht die Milonga vor Dynamik und Energie, fast rastlos drängt sie voran, der Beat ist ein bebender 2er (gegenüber dem 4er des Tangos) und lebt von Backbeat Betonungen, unterstrichen von orchestrierten Trommelrhythmen oder manchmal gar von echten Trommeln. Das lässt sie fast ein wenig "galoppeln" und verleitet Zuhörer und Tänzer zum Zucken der Schultern und Wippen der Füße. Während der Tango die Pause kultiviert, lässt die Milonga keinen Beat aus - jeder wird getanzt. Ich habe nachgelesen, dass die Milonga zunächst aus einem Verschmelzen verschiedener afrikanischer Rhythmen entstand und aus ihr wieder herum der Tango. Eine Sonderform ist dabei die Milonga Candombe, in der die afrikanischen Trommelrhythmen noch tatsächlich gegenwärtig sind. Ist der Tango also eine Art domestizierte Milonga? Sie scheinen konträr wie Nacht und Tag zu sein und ergeben vielleicht genau wie Nacht und Tag ein Ganzes. Der schäumende Übermut der Milongas ergänzt den ruhigen, langen Atem des Tangos...

What is the role of Milongas as opposed to Tangos? They seem to be so contrary! While Tango is a linear movememt with a clear, marching beat, entirely without percussion, the Milonga sparcles with energy and dynamics. Breathlessly she pushes forward. Her fast beat counts 2 (as opposed to the 4 beats of the tango) and is spiced by backbeat accents and sometimes even percussion elements. This creates a galopping feeling and seduces listeners and dancers to move the shoulders and tap their feet. While Tango cultivates the pause, the Milonga does not skip a beat - every single one is danced. I have looked up the history of the Milonga and have learned, that it evolved by mingling different african rhythms. In the Milonga Candombe these african rythems are still present. And out of the Milonga evolved Tango. So is Tango a domesticated wild Milonga? They seem as contrary as night an day. And maybe similar to night and day only together do they create a unity? The burstling spirit of the Milonga complements the calmer pulse of the Tango?

Was meint nun mein Tanoglehrer zu meinem Stolpern? Zunächst müssen natürlich die Bewegungen kleiner sein als beim Tango. Logisch. Und - hier ist der Haken - meine Beine müssen NOCH lockerer sein, weniger Kopf, mehr Schwere und Bauch und fließen lassen. Desto schneller der Rhythmus, desto lockerer die Beine. Leuchtet ein. Fragt sich nur, wie ich das umsetze. Derzeit brauche ich immer noch zu viele Windungen, bevor ein Impuls bei meinen Füßen ankommt. Ein weiterer Tipp, der mir einleuchtet: Auch wenn der Groove der Milonga unendlich zum Wippen und Schultern zucken verleitet, bleibe in Deiner Grundspannung, die Führung muss hier noch enger sein und das Zucken lässt die Impulse verpuffen oder zu spät ankommen, die Energie wird abgeleitet. Also entspannen und einfach einen Schritt nach dem anderen setzen. Und die beim Tango kultivierte Grundenergie halten. Nicht mehr.

So now, what are my teachers thoughts about my stumbling Milonga steps? First of all, obviously all movements have to be much smaller when dancing a fast Milonga. And secondly, my legs have to be EVEN MORE relaxed and heavy. Less head, more flow. The faster the rhythm, the more relaxed my legs must be. Simple as that. But alas... how am I to achieve this? And one more tip which makes sense to me: even if the music tempts to move shoulders and bounce, don't do it, don't give up your tenure. Leading has to be closer with fast tempi and impulses from my side make it much more difficult to give on the leading impulses, they evaporate or reach me too late. Okay. Relax, let the energy flow and set one step after the other. Just keep up the normal tension needed for Tango. Not more. 

Wäre die Musik der Milongas doch nicht so verführerisch! Nun muss ich doch irgendwie heraus finden, wie ich meine Beine locker genug bekomme... Ich habe einige Lieblings-Milongas und auch wenn mir klar ist, dass diese Milonga Brava ziemlich bekannt ist, füge ich sie diesem Post bei. Sie ist einfach zu schön!

If only Milonga music wasn't so alluring... there is no way around even more relaxed legs! I have many favorite Milongas. I am aware that this is a quite famous one, still its beautiful!



Sonntag, 7. April 2013

Die Frau zum Leuchten bringen - Milonga-Erlebnisse

Es war Samstag. Keine Kinder, keine Verantwortung, so konnte ich mich entspannt und gut gelaunt auf eine Hamburger Milonga begeben. Diese verflixte preussische Pünktlichkeit! Ich stand doch tatsächlich um 21 Uhr auf der Matte, um einen überraschten Veranstalter vorzufinden, der mir dann aber doch mein Eintrittsgeld abnahm. Erste Lektion: stelle Deine innere Uhr neu und komme immer mindestens 1/2 bis 1 Stunde zu spät zu einer Milonga. Schon eine Herausforderung für ein preussisch erzogenes Mädchen.

Nach einer halben Stunde begann sich die Milonga langsam zu füllen. Zu meiner Freude tauchten auch meine Tanzlehrer auf - zumindest eine schöne Tanda mit meinem Tangolehrer war also gesichert. Die Musik war wunderbar, eigentlich perfekt, wären da nicht die etwas überforderten Lautsprecher, die in den Höhen zu klirren begannen und auch im Bassbereich ausbrachen. Das war grade zu Anfang für meine Musikerohren ein wenig anstrengend. Mit der Zeit gewöhnten sich meine Ohren aber daran oder mein Hirn legte den Fokus auf andere Bereiche.

Die Tanda mit meinem Tanzlehrer lief besser als das letzte Mal, hatte ich mich nun schon ein wenig an die enge Umarmung gewöhnt. Im Unterricht tanzen wir immer in der offenen Umarmung. So kann ich mehr bei mir bleiben, meine Ballance finden, die Bewegungen sauber ausführen. Aber eine offene und eine enge Umarmung fühlen sich anders an, die Körperballance muss ich erst anpassen und das braucht halt ein wenig. Drei weitere Tandas durfte ich tanzen, mit sehr unterschiedlichen Tänzern. Eine Frau führte mich sehr angenehm und ließ mir Raum, mich zu fühlen, mit ihr hätte ich gerne noch weitere Tandas getanzt. Ein etwas großer Herr forderte mich ausgerechnet zu einer Milonga auf - die habe ich noch viel zu wenig getanzt und fühle mich vom Tempo noch überfordert. Aber beglückt, wieder tanzen zu können, lehnte ich nicht ab. Er hatte ja schon gesehen, dass ich Anfängerin bin und führte mich wohl demzufolge so eng und mit festem Griff im Rücken, dass ich kaum mehr richtig selber stehen konnte. Wie soll man da eine Ballance halten oder gar Schritte setzen? Die Folge waren polierte Schuhspitzen bei mir. Wie gut, dass ich keine offenen Schuhe trug! An den Milongas muss ich dringend noch arbeiten. Lektion zwei: höflich um etwas mehr Raum bitten, wenn ich nicht mehr sicher stehe. Dennoch hatte ich bei der Tanda viel Spaß, denn Milongas gefallen mir gar sehr. 

Gegen 1 Uhr bin ich nach Hause gefahren und war zum Einen ganz zufrieden mit dem Resultat (immerhin 4 Tandas, eine davon mit dem besten Tänzer im Saal, meinem Tanzlehrer), zum anderen entmutigt bei dem langen Weg der mir noch bevor steht, bevor ich mich sicher auf einer Milonga bewegen kann, so dass ich mich wohl fühle. 

Generell schwirren seit dem Abend ein paar Fragen und Gedanken in meinem Kopf herum: 

Ich konnte sehr viele sehr verschieden Führungsstile beobachten. Bei einigen war ich froh, nicht in Versuchung zu kommen, mit den Tänzern zu tanzen, denn ich konnte ihnen schon beim Zuschauen nicht richtig folgen. Und wie schafft man es als Frau (und vice versa als Mann), sich in rasendem Tempo auf den Führungsstil, also den Charakter des Tanzpartners einzustellen? Okay, man beobachtet vorher ein wenig. Aber wie es sich anfühlt ist dann ja noch mal ein ganz anderes Paar Schuhe. Ich würde mir besonders als Anfängerin wünschen, etwas Zeit zu bekommen, bei ganz einfachen Schritten, beim Gehen, mich auf den Tänzer, die Haltung, die Nähe einzufühlen, bevor es ans Eingemachte geht. Das würde meinen eigenen Genuss deutlich erhöhen. Und damit doch sicher auch den des Partners, oder?

Zum Anderen beschäftigt mich die Diskrepanz zwischen meinem innen Gefühl für Tango, welches auf sehr feiner Abstimmung beruht, viel mit Erdung und manchmal sogar mit Flow zu tun hat, und dem auf Milongas erlebten Tango, bei dem viel extrovertierter getanzt wird, auch auf die Gefahr hin, dass eine Tänzerin mal ein wenig die Bodenhaftung verliert. Da fliegen Beine, gibt es Showeinlagen, profilieren sich Tänzer, ohne den Fokus auf ihren Tanz-Partnerinnen zu haben. Hatte ich nicht irgendwo mal gelesen, ein guter Tänzer sein der, der die Frau mit schönen Schritten zum leuchten bringt? Ich habe an diesem Abend zwei Paare gesehen, vielleicht drei, die so tanzten. Eines davon waren meine Tanzlehrer. Wie schön!

Dear English readers! The English translation of this post will follow later, I hope you will forgive me for this delay!

Dear English Readers


Dear English readers! I would like to explicitly address you to ask whether there is need or interest in me writing an English version for the first posts in this blog. I only started adding an English version until one month into writing my blog. My background is a bilingual one: I grew up in Berlin in the american sector and went to school to a German-American School, which allowed me to feel at home in both languages. Some thoughts are even more easily expressed in English. I would be thankful for some feedback whether it is worth the effort for me to translate some older posts. Thanks!