Tango lernen scheint gleichzeitig sehr schwer und sehr einfach... Eine Zeichnerin nimmt den Leser und Betrachter in diesem Blog mit zu einem völlig neuen Abenteuer, entdeckt, lacht, verzweifelt, lernt. Can I tango? Maybe!
Is tango easy or terribly hard? A graphic artist goes on an adventurous trip into the world of
the tango - discovering, laughing, struggling,despairing, learning. Can I tango? Maybe!
Samstag, 17. Mai 2014
Raus auf die Piste
Endlich habe ich mich wieder auf die Piste getraut. Etwas zögerlich und verhalten, gewappnet mit dem Gedanken, auch nur mit dem Zuschauen und dem Genuss der Musik zufrieden zu sein, fuhr ich in die Metropole, um mich unters Milonga-Folk zu mischen. Den ersten Pluspunkt hatte der Abend, als ich problemlos einen Parkplatz fand. Als ich in der Milonga ankam, war sie schon gut gefüllt – zufriedene, blubbernde Lebendigkeit schwappte mir mitsamt den Tango-Klängen entgegen. Ich zog meine Schuhe an und beobachtete die Szenerie zunächst im Stehen, mit entsprechend gutem Überblick, bis ich einen Stuhl ergattern konnte. Die Musik stimmte. Man könnte monieren, dass der DJ auf Nummer sicher ging und nahtlos eingängige "Hits" aneinander reihte. Oder man lässt es. Mir kam es sehr entgegen. Ich kannte wohl jedes zweite Stück und genoss die Musik in vollen Zügen, ausgehungert wie ich war. Es war einfach nur schön! Die Tanzfläche war gut gefüllt, keine wilden Störfeuer, ganz im Gegenteil, eine Vielzahl interessanter Tänzer, die ich mit viel Freude beobachtete. Schon jetzt wäre der Abend tatsächlich ein Erfolg gewesen. Als ich aufgefordert wurde, war ich fast ein wenig überrascht und auch etwas zögerlich ob meiner Fähigkeiten, mich in eine Umarmung und den Tanzstil eines unbekannten Tänzers einzufinden. Das ist etwas, was ich in den letzten Monaten zu wenig trainiert habe. Aber die Angst war ohne Not. Es lief meinen Fähigkeiten entsprechend wundervoll und ich schwebte nach der Tanda glücklich zu meinem Stuhl zurück. Das ging so den restlichen Abend weiter - genügend Pause zwischen den Tandas um wieder etwas abzukühlen, genügend Tandas, um nicht kalt zu werden. Glücklich und voller Tango-Musik fuhr ich wieder nach Hause - fast habe ich mit dem Auto Tango getanzt!
Die Moral von der Geschichte? Weiter so!! Meine Tango-Fähigkeiten wachsen, jedoch habe ich anscheinend immer noch einen Drang weg vom Partner oder zu viel eigene Energie, was beides das feinere Führen unterbindet. Alle Tanzpartner nahmen mich mit der Zeit fester in den Arm, versuchten mich enger zu führen. Das fühlt sich nicht so schön an, ist aber wohl selbst fabriziert. Da muss ich noch etwas weiter dran arbeiten...
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In Berlin erzählte eine Tänzerin, dass sie manche Tanzlokale allein gar nicht mehr besucht, weil man dort ohnehin nicht aufgefordert wird, während es in anderen meist gut klappt auch alleine als Dame zum Tanzen zu kommen.
AntwortenLöschenSowas scheint also irgendwie auch mit der im jeweiligen Tanzlokal gängigen Kultur zusammenzuhängen...
In dieser Lokation wechseln sich die DJs ab. Da liegt es nicht nur am Laden, sondern auch an den jeweiligen Gästen, die der DJ zieht.
LöschenIch bin erstaunt.
Hallo Sam und Klaus! Auch wenn die DJs wechseln, gibt es doch eine bestimmte Stimmung in jeder Milonga, und eine eigene Umgangs-Kultur. Und die unterscheidet sich manchmal erheblich. Sind genügend "Stammbesucher" da, setzt sich der Umgangs-Stil meist auch gegenüber fremden Tänzern durch.
Löschen"Alle Tanzpartner nahmen mich mit der Zeit fester in den Arm, versuchten mich enger zu führen."
AntwortenLöschenQuatsch, das waren versuche dich anzubaggern ;-)
;-) das lassen wir mal einfach so als Behauptung stehen.
LöschenSchön zu hören, dass Du wieder viel Vergnügen im Tango hattest. Deine Zeichnung ist auch wieder sehr gelungen (obwohl ich die warmen Töne eher zwischen den Tanzenden vermutet hätte als an der Decke).
AntwortenLöschenMit diesem Beitrag sprichst Du mir quasi aus der Seele - wie oft ging es mir exakt genauso, selbst das zu fest geführt werden. Ich frage mich, wie ich das ändern kann - wenn es denn keine simple anmache ist ;-) und es, wie toscabelle vermutet, an der zuvielen wohl unkontrollierten Energie in einem ist. Aber, die Energie geht mit mir manchmal durch, weil die Musik mich mitreißt und ich es dann so schade finde, wenn der Partner das nicht hört und einem auch nicht einen Raum für kleine Ausdruckformen der Folgenden gewährt.
In den letzen Kursen, die ich besuchte, hatte ich einen recht guten Tanzpartner gehabt, der alles recht gut verstand und gar vieles gleich umsetzen konnte. Aber, das war auch meist immer ziemlich ruppig und grob - was sicher mit Übung dann auch verbessert werden würde. Ich bekam für mich jedoch Zweifel, ob das der richtige Weg für mich ist. Ich reagiere körperlich sehr stark und hatte dann den Eindruck, wenn das so weitergeht, werde ich noch mehr abstumpfen und verstehe das fein Geführte nicht mehr, bzw. werde es nicht lernen, darauf zu hören. Wie kann man sich also für das Feintuning vorbereiten?? Doch Privatstunden nehmen, die man sich aber auch nicht immer leisten kann?? Wie entwickelt ihr euch weiter auf dem Weg auf der Annäherung zur Perfektion.
Gruss, Araja.
"Aber, die Energie geht mit mir manchmal durch, weil die Musik mich mitreißt und ich es dann so schade finde, wenn der Partner das nicht hört und einem auch nicht einen Raum für kleine Ausdruckformen der Folgenden gewährt."
LöschenAlso, ich sage mal, dass dasselbe Tangostück, von mir mit zehn verschiedenen Folgenden getanzt auch zu zehn unterschiedlichen Tänzen führt.
Manche von den Tänzen werden dabei weich und rund, andere dynamisch und voller Energie.
Denn 70-80% eines Tanzes werden nicht durch den Führenden, sondern durch die Folgende bestimmt.
Aber keine von den zehn sollte dabei an mir zerren oder versuchen mir ihre Interpretation aufzuzwingen, das passiert sowieso, aber viel subtiler von ganz alleine!
Sehr treffend ausgedrückt - danke, Klaus! Liebe Araja - ich habe noch nicht geantwortet, weil ich die Antwort auf Deine Frage nicht so einfach ist und ich sie eh nicht beantworten kann. Ich ahne, dass Technik und Hingabe die Schlüsselworte sind. Hoffentlich kommen wir beide im Laufe unserer Tango-Geschichte dem Idealzustand näher! Natürlich braucht es hierfür viel Training und jemanden, der Dich schonungslos korrigiert. Ich bin gespannt, was sicher noch entwickelt und wenn ich neue Erkenntnisse erlange, liest Du hier bestimmt davon!
LöschenViele Grüße!
da hast du komplett Recht KlausPP. Auf beiden Seiten ist es glaube ich kein schönes Gefühl, gezerrt zu werden. Mein Kritikpunkt geht eigentlich nur in Richtung Führende, die ihr eigenes Ding machen, ohne auf die Partnerin zu achten, bzw. ihr Raum zu gewähren. Aber, vielleicht ist das ja erst möglich, wenn der Führende ein gewisses Niveau und Reife erreicht hat und es keine Überforderung mehr bedeutet, auch noch auf die Befindlichkeit und Wünsche der Folgenden zu achten.
LöschenDas stimmt ebenso KlausPP, dass ein und das selbe Stück je nach Partner völlig anders ausfallen kann im Tanz. Aber, kann man wirklich von 70-80 % sprechen, was die Folgede mitbeinflusse? Ist es nicht eher die gemeinsam erzeugte spezielle Chemie, die die Qualität am Ende ausmacht und die Farbe bestimmt? Denn auch ich werde mich in ein und dem selben Stück je nach Partner in jeweils einen anderen Farbtopf eingetaucht finden. (Sicher spielt der DJ und seine Zusammenstellung der Tandas mit eine Rolle auf die Stimmung.) Wer zu wievielen Prozent den Tanz gestaltet ist vielleicht am Ende auch nicht so wichtig, wenn man einander und auf einander achtet.
Ja, es ist bestimmt ein langer Weg das Feine wahrzunehmen, so wie es wohl auch eine mühevolle Sache ist, das Gehör und das Hörverständnis für anspruchsvolle Musik zu schulen. Man muss halt nur einen guten Weg finden, bzw. gute Leute, die einen dahin führen bzw. begleiten können. Ja, hoffentlich kommen wir dahin, oder in die Nähe des Gewünschten. Es ist villeicht so, wie durch ein langes enges und unbequemes Rohr zu robben um am Ende eine großartige, bisher unbekannte Welt offenbart zu bekommen.
Dann uns ein gutes Durchhaltevermögen - aber zum Glück ist dieser Tunnel ja nicht immer so unangenehm und verheißt uns auf dem Weg schon mit ihren frohen, hellen, dunklen, durchsichtigen, tiefen Farbkleksen zwischendurch, was uns erwarten könnte ;-). Araja.