Is tango easy or terribly hard? A graphic artist goes on an adventurous trip into the world of
the tango - discovering, laughing, struggling,despairing, learning. Can I tango? Maybe!

Montag, 30. September 2013

I Speak Tango!


I Speak Tango! 


Tango Tanzen zu lernen ist, als würde man eine neue Sprache lernen. Am Anfang bekommt man kaum ein paar Worte heraus, kann sich gar nicht ausdrücken und fühlt sich wie in einem fremden Land gestrandet. Mit der Zeit wächst das Vokabular, die ungewohnten "Worte" werden leichter geformt, also die Bewegungen stimmiger und klarer ausgeführt, und man versteht auch sein Gegenüber deutlich besser. Wie beim Lernen einer fremden Sprache ist es am besten, sich mit Muttersprachlern zu umgeben, sich völlig in diese neue Sprache hinein zu stürzen. Da taucht dann schon die erste Komplikation auf: meist lernt man mit einem Tanzpartner, der ebenso am Zusammenkratzen der ersten Vokabeln ist wie man selber.

Learning to dance tango is very much like learning a new language. At the beginning, it seems impossible to utter even a few words in logical context or to express oneself. It feels like being stranded in an unknown country. The more you practice the more your vocabulary grows. The unfamiliar "words" are more easily pronounced, the movements in Tango are clearer and more coherent, you even begin to understand your partner. It is easiest to learn a new language through total immersion, by surrounding yourself with native speakers. And here we are facing the first problem: normally we learn  Tango with a dance partner who is as illiterate in this new language as we are.

Das erinnert mich sehr an einen Italienisch-Sprachkurs in Modena vor einigen Jahren, bei dem Deutsche, Amerikaner und Japaner im Kurs saßen und mühsam versuchten sich auf Italienisch zu unterhalten. Die italienische Kursleiterin korrigierte so gut es ging die Aussprache und die Fehler, aber unterm Strich hörte ich sehr schlechtes Italienisch. Hätte ich nicht in einer Gastfamilie gelebt, in der ich mich mutig in jede Konversation stürzte, hätte ich sicher nach zwei Wochen nicht fröhlich vor mich hin plappern und mich erfolgreich durch den italienischen Alltag hangeln können. In der Tango-Welt kommt das munter in eine Konversation stürzen dem Besuch von Milongas gleich, auf denen man vorsichtig versucht, mit wildfremden Tanzpartnern völlig unterschiedlicher Niveaus, vielleicht sogar mit Muttersprachlern, zu tanzen. Leider tanzen die nicht so gerne mit Sprachanfängern, bleibt das Gespräch doch meist ein wenig rudimentär. Aber ich erlebe immer wieder mutige fortgeschrittene Tänzer, die mich als halbe Anfängerin auffordern, auf mich eingehen und mich eine schöne Tanda erleben lassen.

That reminds me of an Italian-course I once visited in Modena. Pupils from Germany, the US and Japan sat together trying to communicate in Italian. Our teacher tried to correct the pronounciation and our mistakes as well as she could, but basically, I heard very bad Italian. If I had not lived in an Italian family during this time and courageously grabbed at any conversation I was able to, I would not have been able to chatter away as I did after two weeks. In the Tango-World, this grabbing at any communication with a native speaker is done by visiting as many milongas as possible to dance with total strangers at varying levels, ideally even with "native speakers". Unfortunately, the "native speakers" normally do not like to dance with beginners, the conversations held are too rudimental. I am very happy again and again to meet adventurous advanced dancers who do not hesitate to ask me as a beginner to dance and allow me to live beautiful Tango communications. 

Zurück nach Italien: Immerhin musste ich mich in dem Kurs mit vielen verschiedenen Menschen unterhalten. Beim Lernen der Tango-Sprache tanzt ein Paar aber oft fast ausschließlich mit einander. Dabei entsteht manchmal eine ganz besondere Tango-Sprache, die nur das Paar selber verstehen kann. Vielleicht ist das ein wenig wie die besondere Sprache einer Mutter und ihrem Kind, in der die Mutter auf die besonderen Wortschöpfungen des Kindes liebevoll eingeht und die beiden eine eigene Sprache entwickeln. Spätestens im Kindergarten, wenn das Kind sich mit anderen Kindern oder Erwachsenen verständigen möchte, bekommt es ein Problem. Keiner versteht es ohne die Übersetzung der Mutter. Ich kenne Paare, die sich mit bestimmten Handzeichen verständigen, wenn diese oder jene Drehung oder Figur getanzt werden soll. Diese Paare genießen sicher den Tanz, können aber nicht mit anderen Tanzpartnern außer diesem einen kommunizieren. Und das ist schade, dann das wirklich faszinierende am Tango ist, dass es tatsächlich eine internationale Sprache ist! Überall auf der Welt wird Tango getanzt. Mit unterschiedlichen Stilen, also sprachlichem Lokalkolorit, aber dennoch kann ein französischer Tango-Tänzer ohne auch nur ein Wort austauschen zu können mit einer Japanischen Tanguera tanzen. Das ist Magie pur!

Back to Italy: The good thing in this language course was, that we were a group of pupils trying to communicate together. Not just two. When learning Tango, it is quite normal that just one couple dances exclusively together. This allows the couple to develop a very unique Tango-language which only they can understand. Maybe you could compare this to a mother lovingly copying the brabbled word-creations of her child and thereby developing their own language. By the time this child goes to kindergarden, it has severe difficulties communicating with the other children or the adults and its mother has to "translate". I know couples who communicate with small signs of the hands to indicate to the partner that a certain figure is danced. While certainly enjoying their dance, they are not able to dance with any other dance partner. That is a pity. For isn't it just thrilling that Tango really is an international language? It is danced nearly everywhere in the world, maybe with local "accents", but still a French tanguero can dance and communicate with a Japanese tanguera without exchanging the tiniest word. That is pure magic!

Ich lerne weiter fröhlich meine Vokabeln in dieser schönen Sprache und freue mich auf jede kleine oder große Unterhaltung mit Anfängern wie Muttersprachlern!

I am happily continuing to learn my vocabulary in this wonderful language and look forward to every small or longer conversation with a beginner or a native speaker!

Montag, 2. September 2013

Heavy Arms – Arme fallen lassen

Ich tanze mit meinem Tanzlehrer, alles scheint gut zu laufen, ich spüre schon so etwas wie jugendlichen Übermut – doch plötzlich zerfällt alles, er bricht ab, schaut mich überrascht an und tippt auf meinen linken Arm: "Zu wenig Kontakt!" Irgendwie sind es immer die gleichen Knackpunkte, an denen etwas aus dem Ruder läuft, manchmal ist das zum Haareraufen! Derzeit sind es die Arme. Man ahnt ja gar nicht, was man da alles falsch machen kann. Vor allem: nicht genug Kontakt haben. Natürlich ohne den Partner zu schwer mit den Armen zu belasten oder gar zu erdrücken, sich in ihn rein zu hängen. So ein feines Gleichgewicht, diese genau richtige Spannung und der genau richtige Kontakt, an dem ich sofort ohne Verzögerung merke, dass ich in die eine oder andere Richtung gelenkt oder gedreht werde. Ich lerne, die Arme möglichst natürlich fallen zu lassen, sie nicht geziert zu tragen oder anzuheben (siehe meinen Post "Der Innere Springbrunnen"). Ihr eigenes Gewicht zu spüren und damit den Kontakt zum Partner zu halten. Klingt erst mal einfach. Aber dann wird man von anderen Dingen (wie Füßen und lockeren Beinen) abgelenkt und schwupps wird man in eine Figur geführt, der man nicht folgen kann weil der linker Arm irgendwo in der Luft schwebt. Oder man wird in eine Rechts-Drehung geführt und merkt plötzlich, dass man seiner rechten Hand am gestreckten Arm hinterher stolpert weil man hier den Kontakt nicht genug gespürt hat. Arme schwer und entspannt fallen lassen, mit einer gewissen kleinen Aktivität den Kontakt zum Partner suchen und nicht verlieren, egal in welche Himmelsrichtung er mich führt. Hach! Wenn es nur so leicht wäre wie es klingt! Bei Milongas sehe ich immer wieder Tanzpaare, bei denen die Arme locker herum wedeln, hängen, hoch gereckt oder geziert gespreizt sind, alle Spielarten sind möglich. Wie führen solche Paare eine Drehung? Wo ist hier der Kontakt und die Spannung? Fragen über Fragen...

I am dancing with my teacher - everything seems to go very well, I even start to feel a little boisterous - but then, suddenly, everything falls apart, my teacher stops, looks at me in surprise and taps on my left arm: "Too little contact here!" It drives me round the bend - always the same crucial points! At present its my arms. Little did I know all the trouble they could produce. Especially if the don't have enough contact with my partner. You have to find a fine balance between the right tension and presence without being too heavy in the arms of my partner or even hanging on to him. Just the right amount of tension and contact to feel the lead to whatever direction. I am learning to let my arms drop as naturally as possible, not to carry them daintily or lift them up against the gravitation more than necessary (see my post "My Inner Fountain"). To feel their weight and thus keep in contact with my partner. Sounds easy. But as soon as I am sidetracked by trying to have relaxed legs or letting to my hips, I am led into a new figure I can not follow because my left arm is somewhere in the air but not in contact with my partner. Or I am led into a right-side-turn and only too late realize that I am stumbling behind my right arm, streched out far, not following the lead. Just simply letting my arms drop with their natural weight, keeping them there and staying in touch with my partner with a certain amount of activity, no matter in which direction he leads me - not so simple after all! At Milongas I often watch couples dancing with arms either moving wildly around them, or arms raised in a slightly stilted way or dangeling down with no tension at all. How do those dancers turn? Where is the contact? The tension? Questions remaining to be solved...