Is tango easy or terribly hard? A graphic artist goes on an adventurous trip into the world of
the tango - discovering, laughing, struggling,despairing, learning. Can I tango? Maybe!

Sonntag, 2. Februar 2014

Seen by Daylight - Bei Tageslicht betrachtet



Bei Tageslicht betrachtet lasse ich meine Milonga-Erfahrungen an diesem Wochenende revue passieren. Und irgendwie komme ich nicht drum herum, einen kürzlich auf der Facebook-Seite von Tango in Hamburg gelaufenen Thread einer Gast-Tanguera aufzugreifen.

Die Frage ist: Wie komme ich als unbekannte Tanguera auf einer Milonga zum Tanzen? Das betrifft nicht nur die Tangueras von Auswärts sondern auch solche, die nicht regelmäßig zu eben dieser Milonga gehen. Aus den Kommentaren in diesem Thread, meinen eigenen Erfahrungen und aus Diskussionen mit anderen Tangueras habe ich die meiner Meinung nach wichtigsten Gedanken zusammen gefasst:

In clear daylight, I revisit my milonga experiences of this week-end. And I feel the need to pick up a thread of a guest-tanguera that recently occurred on the Tango-in-Hamburg page of Facebook.

The Question is: How does an unknown tanguera get to dance on an milonga? This does not only apply to guest tangueras but also to those not regularly visiting this specific milonga. I have put together a collection of thoughts, a mix of ideas posted on this thread on facebook, my personal experience and ideas arising in discussions with other tangueras:

Tipps für Tangueras
  1. Komme eher frühzeitig zur Milonga.
  2. Nimm Kontakt mit den Veranstaltern auf.
  3. Wechsel Deine Schuhe an prominenter Stelle.
  4. Setze Dich nicht in die hinterste dunkle Ecke.
  5. Bring einen befreundeten Tänzer mit, um zumindest ein mal "vorgetanzt" zu werden.
  6. Übe Dich in der Mirada. 
  7. Der Cabeceo beinhaltet ein eindeutiges Auffordern. Nur alleine Starren reicht nicht.
  8. Suche das Gespräch mit anderen Tänzern. 
  9. Signalisiere am Anfang einer Tanda durch Unterbrechung des Gesprächs und eindeutige Blicke, dass Du tanzen möchtest.
  10. Wechsele Deine Position - geh an die Bar, gehe auf die Toilette und nimm Dir Zeit, durch den Raum zu stromern. Das erhöht Deine Sichtbarkeit.
  11. Ah, ich vergaß: sei entspannt und erwarte nichts.

Tipps for tangueras:
  1. Arrive early at the milonga.
  2. Establish contact with the host.
  3. Change your shoes in a prominent position.
  4. Do not sit in the darkest corner.
  5. Bring along a friend so that you have at least one tanda to show you can dance.
  6. Cultivate the mirada.
  7. The cabeceo implies an explicit invitation, a nod with the head for example. Just staring does not count.
  8. Engage other guests in a conversation - small talk will do.
  9. At the beginning of a tanda stop talking and look for dance partners.
  10. Change your position - hang around the bar, go to the toilet taking lots of time to stroll along the dance floor. Everything to increase your visibility.
  11. And - I nearly forgot - relax! And reduce your expectations to zero.

Und aus dem Blickwinkel der Herren:
  1. Es ist unangenehm, ständig angestarrt zu werden. Wenn er nicht reagiert ist er nicht interessiert oder verwendet den Cabeceo nicht. Hör auf ihn mit Blicken zu durchbohren.
  2. Die Attraktivität einer schon etwas säuerlich vor sich her starrenden Tänzerin ist eher gering. Und wird im Laufe des Abends eher noch geringer. (Es ist ein bisschen wie an der Fleisch-Theke: das, was schon länger liegt, setzt Farbe an und wird nicht mehr gerne genommen.)
  3. Die Überzahl an einzelnen tanzwilligen Frauen auf Milongas kann eine Goldgrube oder aber ein schwerer Druck sein, je nach Typ und Tagesform.

And from the perspective of the tangueros:
  1. It is annoying to be stared at constantly. If he does not react, he is not interested or he does not use the cabeceo. Stop transfixing him.
  2. The attractivity of a tanguera who is sitting for ages with a sourly staring look tends towards zero. And is reduced even more in the course of the evening (you could compare it a bit to the meat counter - pieces that have been sitting there longer acquire a certain tint and are no longer sold to regular fares).
  3. The large number of free single tangueras at a milonga can be a gold mine or a burden, depending on mindset and form of the day.

Alle, die zu einer Milonga kommen, wollen Tanzen.
Nicht alle wollen mit allen tanzen. 
Wir alle, die wir auf eine Milonga gehen, schaffen die Energie und die Stimmung dieser Milonga. Wir lassen sie schön oder besonders oder auch ausgrenzend und langweilig werden.
Ich breche mir keinen Zacken aus der Krone, wenn ich auf jeder Milonga zumindest eine mir unbekannte Tanguera auffordere. (Wenn ich auf Nummer sicher gehen will, fordere ich sie erst gegen Ende der Tanda auf.)

Everyone visiting a milonga comes with the intention to dance.
Not everyone wants to dance with everybody.
All of us at a milonga create its energy and atmosphere. Its we ourselves that make it a special and touching experience or a segregating and boring one.
It won't hurt a tiny bit to ask at least one unknown tanguera to dance at every milonga. It could even be very enjoyable (If I want to make sure it does not hurt, I invite her towards the end of the tanda).

Auch wenn ich dieses Wochenende fast alle Tipps auf meiner Liste beachtet habe, war, neben meinem Bekannten, der einzige Tänzer der mich aufforderte ein Gast, ein Auswärtiger. Das war eine schöne, entspannte Tanda. Ich habe auch beobachtet, wie eben jener Gast eine andere Tanguera, die schon den ganzen Abend vor sich her saß, aufforderte und sie so die einzige Tanda des Abends tanzen konnte. Seine Partnerin wurde nicht aufgefordert. Manchmal wünsche ich mir, es würden auf eine Milonga nur Gäste kommen.

Ich freue mich über Eure eigenen Gedanken und Einblicke!


This week-end, I applied nearly all of those wise tipps. But still I had only one dance with another tanguero a part from my friend-tanguero. I was invited by a visiting guest and had a very pleasant tanda with him. Later on I observed that this guest asked another dancer who had been sitting the whole evening and thereby had her dance the only tanda of the eveing. A very fine dancer she was by the way. No need to mention that his own partner was not asked to dance. Sometimes I long for a milonga with ONLY guests...

I very much appreciate your opinions, ideas and experiences!




9 Kommentare:

  1. Kann dazu eigentlich nur anmerken: ich brauche (als Tänzer) von der Dame diesen Blick "he,ich will tanzen,das macht mir Spaß". Der Cabeceo entscheidet dann weiter.Zu ungleiche Körperlänge ist etwas ungünstig,aber kein Hindernis.Mangelnde Tanz-Kenntnisse sind sehr selten ein Hindernis.Gelangweilt auf den Boden schauen und permanent intensiv mit der Tischnachbarin reden ermöglicht natürlich keinen Cabeceo.Da hat der Tangolehrer wohl etwas nicht erklärt.

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    1. Das mit der Körperlänge finde ich interessant. Ich bin eher groß und habe schon das Gefühl, dass ich bei kleineren Herren oft durch den Scan falle. Die Tanz-Kenntnisse habe ich auch mit erstaunen fest gelstellt, sind tatsächlich in vielen Fällen sekundär.

      Zum Blick: Mach das mal 4-5 Stunden lang, mit Spaß und Freude im offenen, interessierten Blick alle Herren im Raum anzuschauen ohne eine Antwort zu bekommen. Das ist Schwerstarbeit! Und irgendwann geht er dann eher nach innen, der Blick. Oder beschäftigt sich mit den Tischnachbarn...

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  2. aus der sicht eines männlichen tänzers gesehen - ziemlich gute tipps. das "komm frühzeitig" ist wohl eher etwas für anfängerinnen. je früher der abend, desto schlechter die tänzer. aber der aspekt "tanzen" ist das wichtige. auch mit einem nicht so guten mann kann eine gute tänzerin zeigen, dass sie mehr drauf hat. ein tipp, der mir fehlt: werde aktiv, fordere selber auf.

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    1. Hallo! Das mit dem selber Auffordern der Damen ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits geht es beim Tango um klare Rollenbilder, oder zumindest Rollenverteilungen und das hat einen nicht unerheblichen Anteil an seinem Charme. Andererseits leben wir in unseren heutigen Gesellschaftsstrukturen. Ich gestehe unverblümt, dass mir das traditionelle Auffordern besser gefällt. Dennoch merke ich den Hemmschuh bei vielen Männern. Als ganz praktikabel entpuppt hat sich tatsächlich diese Mischung aus in ein Gespräch verwickeln, ein wenig auf den Zahn fühlen und dann gegebenen falls dezent auffordern, wenn auffordern lassen nicht klappt. Ich habe schon einige Männer erlebt, die sich sonst sicher nicht getraut hätten, aufzufordern und dann sehr froh um die Tanda waren. Ich habe mir allerdings auch schon abfuhren eingeholt. Auch das muss man dann einstecken können.

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  3. Letzte Woche auf der Insel-Milonga wurde eher nicht mit Blicken aufgefordert, stattdessen gab es Damen, die das Gespräch suchten und welche, die direkt fragten, wie es mit tanzen wär.
    Ich kann mit beidem gut leben.
    Wobei meine Dame dort auch den ganzen Abend von Niemandem aufgefordert wurde. Manche Herren fassen sich aber auch erst spät ein Herz mal aufzufordern (das schwache Geschlecht ist halt schüchtern).

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  4. Hallo Sam! "Ich kann mit beidem gut leben" klingt aber so richtig auch nicht überzeugt. Was bevorzugst Du denn?

    Jedenfalls hättest Du gerne eine zufriedene Frau an Deiner Seite, die erfolgreich aufgefordert wurde, da sie ja anscheinend nicht selber auffordert.

    Warum trauen sich die Herren nicht, wenn es denn Schüchternheit ist?

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  5. Also: Warum trauen manche Männer sich nicht, aufzufordern? Und warum springen so viele Tango-Anfänger wieder ab? Denke, das gilt vor allem für Tango-Anfänger und fortgeschrittene Anfänger. Man(n) will bei Frau und bei Zuschauern eben keinen unbeholfenen Eindruck machen. Da werden auch ansonsten gestandene Typen gehemmt. Ist ja eigentlich ein gutes Zeichen. Aber - zugleich auf Führung, Partnerin, Nachbarn und Musik achten und an Figuren denken....Da muss man(n) dann irgendwie durch(feste Tanzpartnerin wäre gut, tangoandchaos.org durchlesen, YouTube(cachirulotango, Ricardo Vidort und andere Videos, aber keine komplizierte Figurenkurbelei),allein zu Hause einfach öfters mal zur Musik improvisieren, und(!) gute Tanzlehrer) und hofft auf geduldige Tanzpartnerinnen. Die wollen aber - voll verständlich und o.k. - auch weiterkommen,mal richtig flott tanzen und vor Publikum nicht zu tumb vorgeführt werden.
    Nachträglich sieht man das alles mit Kopfschütteln und freut sich, durchgehalten zu haben!

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  6. Zur Frage, warum sich die Herren schwertun mit dem Auffordern:
    - Unsicherheit beim/ Unzufriedenheit mit dem eigenen Können, ich will mich ja nicht blamieren
    - Die Frau kommt mit festem Partner, da geh ich ungern dazwischen
    - Die Frau tanzt definitiv auf einem deutlich höheren Niveau, wie soll ich ihr da was bieten, was sie angenehm eine Tanda unterhalten kann?
    - Von der Frau habe ich schon einen Korb erhalten

    Die Größenunterschiede sind mir egal, ich kann gut mit deutlich kleineren Tänzerinnen umgehen und wenn die Dame wirklich mal größer sein sollte (bisher erst einmal erlebt) muss ich bei belebter Pist halt etwas offener tanzen.
    Ich fordere gerne während der ersten zwei Stücke einer Tanda auf (oder wenn ich weiss, dass eine Milongatanda kommt :-) ), danach wird es mir meist zu kurz zum Tanzen und ich höre nur noch zu bis zur nächsten Tanda.

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  7. Ich bin Anfänger (11 Monate Erfahrung), nicht schüchtern, naiv, habe mich nach vier Monaten Kurs auf die ersten Milongas getraut.

    Tangueras, die ich gerne auffordere, sind etwas älter, erfahren, ermutigen mich, zollen meinem Bemühen Respekt, werten mich nicht als schlechten Tänzer ab, unterlassen jede Art von Feedback während der Tanda, können eine schlichte Tanda mit mir genießen.
    Solchen Tangueras mute ich mich für eine, höchstens zwei Tandas am Abend zu, schliesslich will ich niemanden die Chancen auf erfahrene Tänzer zerstören.

    Tangueras, die ich kein zweites Mal auffordere, sind päpstlich, arrogant, distanziert, kühl, respektlos, abwertend, zeigen sich mir gnädig.

    Solche Tangueras werde ich mir auch in 10 Jahren mit etwas mehr Erfahrung nicht einmal für eine Tanda zumuten.

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