Is tango easy or terribly hard? A graphic artist goes on an adventurous trip into the world of
the tango - discovering, laughing, struggling,despairing, learning. Can I tango? Maybe!

Sonntag, 24. August 2014

Noise - Über den Lärm



We are constantly surrounded by uncountable sources of noise, calling our attention, overpowering our senses, causing distress and sometimes even pain. It is difficult to shut out noise from our perception – noise works directly. 

Wir sind ständig umgeben von unzähligen Geräuschquellen, die unsere Aufmerksamkeit in Beschlag nehmen, unsere Antennen abstumpfen lassen und manchmal sogar schmerzen bereiten. Es ist fast unmöglich, diesen Lärm auszuschalten, ihn aus unserer Wahrnehmung zu verbannen, denn Geräusche dringen direkt und ungefiltert in unseren Organismus ein, auch wenn wir es gar nicht aktiv wahr nehmen.

I have encountered a different type of noise. Which is at least as stressful as the acoustic noise. It is noise in Tango. No, I am not talking about the music - I would never call this noise unless maybe the sound equipment is overcharged and produces straining sounds. I don't even mean the unrestrained chatter on the dance floor of some dancing couples which is disturbing and could even be entitled as noise. No, I am talking about noise within the tango embrace. I have learned about the importance to keep stable within the embrace, not to hop around and give wild impulses. But only recently, in an intense training with Miles Tangos, have I encountered this word "noise" as the description of all the unnecessary, uncontrolled movements we do while dancing in an embrace. Well, to be honest, I do lots and lots and lots of them and I didn't even know! Once you get your perception focused on the many waverings, ups and downs and little jerks your body unconsciously does, you realize how much straining noise this must be to a dance partner who actually LISTENS to all those movements! It is as if he asks for a simple answer and you gush him with thousand unnecessary words, not omitting your meeting with an old friend the other day or your shopping success of this morning and... Noise! There is no room for noise in Tango, there is enough noise in the world around us. 

Ich habe eine neue Lärm-Quelle kennen gelernt. Eine ebenso anstrengende wie der akustische Lärm. Es ist der Lärm im Tango. Nein, nein - ich rede nicht von der Musik, die würde ich nie als Lärm bezeichnen, es sei denn sie kommt aus übersteuerten Anlagen. Und ich meine auch nicht das ungebremste Schnattern mancher Paare auf der Tanzfläche, was eigentlich schon als Lärmquelle durchgehen würde. Nein, ich rede vom Lärm innerhalb der Umarmung eines Tanzpaares. In meinem noch recht jungen Tangoleben habe ich gelernt, wie wichtig es ist, eine verlässliche, ruhige Umarmung zu erzeugen, nicht wild herum zu hüpfen, mit den Schultern zu zucken oder andere Impulse zu geben. Aber erst kürzlich habe ich in einer intensiven Trainingseinheit mit Miles Tangos den Begriff "Lärm" als Beschreibung all dieser unnötigen und irritierenden Bewegungen kennen gelernt. Und er passt perfekt! Leider muss ich gestehen, dass ich Unmengen von solchem Lärm beim Tanzen produziere, bisher ganz ohne es zu wissen! Wenn man sich aber mal auf diese vielen unkontrollierten Bewegungen konzentriert, das Hin- und Herschwanken, Zucken, Arme bewegen, die Höhen-Veränderungen etc., dann ahnt man, was für ein Lärm das für einen Tanzpartner sein muss, der diesen Bewegungen richtig zuhört. Es ist ein wenig als würde er eine klare Frage stellen und ich überschütte ihn, anstelle ebenso klar zu antworten, mit einem ungebremsten Redeschwall über dies und das und überhaupt, ohne Punkt und Komma. Lärm! Im Tango ist kein Raum für so viel Lärm, davon gibt es in der Welt da draußen eh schon genug. 

I have vigorously been working on trying to shut up that noise, to reduce all body movement except the one now necessary, disassociating my upper body from the lower in order to execute movement in the lower part while keeping my upper body calm and quiet. I can only eliminate this noise when I have control of my movements, when I know where and how to place my feet, how to turn, how to move, how to disassociate – the whole basic technique part. And that's what I am working on. No figures and smashing combinations, no, just building up the muscles in my feet, legs and back, working on my walk again and again, controlling every movement I make without becoming stiff, slowly becoming a quiet dancer and a better listener. Sometimes I can feel the calm spreading inside me. It feels good and I know I am heading the right direction.

Seit dieser Erkenntnis arbeite ich konsequent daran, diesen Lärm zu verringern, die unnötigen Bewegungen meines Oberkörpers soweit es geht zu unterbinden, Oben und Unten zu entkoppeln so dass die Bewegungen der Beine keinen Einfluss auf den Oberkörper haben und dieser möglichst ruhig und still bleibt. Der einzige Weg das hin zu bekommen ist es, meine Bewegungen zu kontrollieren, bis zum Abwinken an den Grundlagen, an meiner Technik zu arbeiten. Und das tue ich. Keine schönen Schrittfolgen, Figuren, schicken Tricks, nur Training der Muskeln von Füßen, Beinen, Rücken, kontrollierter Ablauf von einzelnen Bewegungen, und natürlich gehen, immer wieder gehen. Ich merke, wie es ruhiger in mir wird, klarer. Und mit der Zeit wird das auch in meinem Tanzen ankommen – das fühlt sich gut an!

4 Kommentare:

  1. oh! Da sollte ich also auch afpassen mit meinem Achselzucken, was ich bisher als zur Musik einfühlend mittanzender Körperteil Aktion einordnete. Beim anderen merkt man es ja immer eher, als bei sich selbst. Ich hatte mal einen Führenden gehabt, der die Position seiner Hand an meinem Rücken ständig veränderte und mich ganz verrückt machte, ohne zu wissen warum eigentlich. Dank deines Artikels weiß ich nun warum: es war einfach zu viel "Lärm", zuviele Impulse, dass eine Orientierung und ruhiges Antworten unmöglich machte – wahrscheinlich so wie meine Achselzuckerei auch ;-).
    Schön, wieder was von dir lesen zu können!!!
    Araja.

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    1. Liebe Araja! Ich freue mich, dass Du mit dem Post etwas anfangen und mit Deinen eigenen Erfahrungen abgleichen konntest! Manchmal kann ich mir das Schultern-Zucken auch noch nicht verkneifen, versuche die Energie dann eher Richtung Füße zu schicken, denn dort kannst Du Deine Musikalität voll austoben! Eine ruhige, klare Umarmung ist die reine Wonne und beide Tanzpartner sind dafür zuständig. Ich erinnere mich an einen Führenden, dem ich schon bei Zuschauen ansah, wie unruhig und wackelig die Umarmung mit ihm sein muss. Als er mich aufforderte, versuchte ich mich besonders gut im Boden zu verankern, mich innerlich schwer zu machen, so dass seine vielen lärmenden Bewegungen mich nicht aus der Ruhe brachten. Ich habe nach einer Weile gemerkt, wie er selber deutlich ruhiger geworden ist, meine Ruhe zu ihm rüber strahlte. So wurde es eine doch ganz schöne Tanda mit der wichtigen Lektion für mich, dass ich als Folgende einen riesigen Anteil daran habe, wie eine Umarmung, ein Tanz, eine Tanda verläuft. Übrigens ist der Rollenwechsel ein wichtiges Element in diesem Erkenntnisprozess. Wenn man ausprobiert hat, wie sich eine Situation als Führender anfühlt, kann man als Folgende viel besser darauf reagieren, die eigenen Bewegung optimieren.
      Viele Grüße!

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  2. Jaja, die Ruhe der Oberkörper-Führungslinie, und des Oberkörpers generell, ist ein Kernthema im Paar-Tanzen. Insbesondere auch bei Tänzen mit offener und halboffener Führung (Discofox, etc.). Je schneller der Tanz (z.B. Boogie-Woogie), desto mehr irritiert dann jede hektische,unnötige Bewegung.
    Auch für den Zuschauer wirkt so etwas "nervös".
    Mann muss akzeptieren, dass langjährig geübte Tänzerinnen ohne entsprechende Ruhe in der Führung kaum Freude am gemeinsamen Tanz haben werden!
    Bleibt noch anzumerken - es ist wie im richtigen Leben - dass "Ruhe" nicht identisch ist mit "stocksteif". Zwischen "Schwingung" und "Hektik" liegen Welten.

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    1. Vielen Dank für Deinen Kommentar! Ja, das ist ein ganz feiner Grad, eben genau der richtige, zwischen ruhig und stocksteif. Auf Dauer ist eine stocksteife Haltung auch kaum angenehm und wird die Freude am Tanzen deutlich schmälern, Rückenschmerzen inklusive. Mir hilft oft das Bild vom Springbrunnen (http://icantango.blogspot.de/2013/08/my-inner-fountain-der-innere.html), das Gefühl, das im Innern eine Energie mich hoch zieht, aber außen in der gleichen Bewegung alles fällt...

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