Is tango easy or terribly hard? A graphic artist goes on an adventurous trip into the world of
the tango - discovering, laughing, struggling,despairing, learning. Can I tango? Maybe!

Dienstag, 27. Mai 2014

Grounded



Seit meiner ersten Tango-Stunde erzählen meine Lehrer mir, dass ich mit den Füßen auf dem Boden bleiben muss, dass ich "in den Boden hinein" laufen soll. Am Anfang jeder Stunde steht demzufolge auch immer das Gehen, das Kontakt mit dem Boden aufnehmen. Erst jetzt habe ich eine Ahnung davon, was sie meinen. Natürlich haben wir Kontakt zum Boden, zwangshalber quasi, Schwerkraft sei Dank. Im Tango ist der Bodenkontakt meist minimal, nur zwei Füße, meist nur zwei Ballen oder eher nur ein Ballen. Auf dem steht das ganze, latent pendelnde Gewicht des Körpers. Unser Leben lang trainieren wir, die Füße zu heben, über Hindernisse zu schreiten, nicht zu Schlurfen. Im Tango soll der Boden plötzlich unser Freund sein, sollen wir Kontakt aufnehmen, in den Boden laufen...

Since my first tango lesson I have been told to keep my feet on the ground, to walk "into" the floor. At the beginning of each class, we therefore walk and get in contact with the floor, feel it. But only now do I have a notion of what my teachers are talking about. Obviously, we always are in contact with the floor, no way around it on this planet thanks to gravity. When dancing tango, there is only minimal contact to the ground - only two feet, rather two balls or rather one, carrying the entire weight of the wavering body above. Our entire life we are taught to lift our feet, to step over obstacles like tripping stones, not to drag our feet or scuffle. With tango, the ground suddenly is supposed to be our friend, we are to get in contact with it and walk into it...?

Heute fühlt sich dieser Bodenkontakt schon ganz anders an. Ich spüre immer mehr, wie mich der Boden tatsächlich trägt, fast als würde Energie durch den Boden in meine Ballen und in den restlichen Körper strömen. Das beste Bild dafür ist eine Carrera-Bahn, diese Spielzeug Rennautos, die wie von Geisterhand gesteuert eine waghalsige Bahn entlang sausen, bis sie irgendwo aus der Kurve fliegen und wie ein Käfer auf dem Rücken liegen bleiben. Sie bekommen ihre Energie durch einen Schleifer, einen Streifen leitendes Gewebe, welches den Kontakt zwischen Auto und Bahn hält. Liegt der nicht richtig auf, kann sich das Auto nicht bewegen, erhält es keine Energie. Ich stelle mir manchmal vor, ich hätte so einen Schleifer unter den Sohlen meiner Schuhe. Solange ich Bodenkontakt halte, fließt die Energie in mich hinein. Ich kann sogar ein wenig die Füße heben, der Kontakt bleibt noch bestehen, als würde das Carrera-Auto kurz bei einem Sprung abheben, wieder auf der Bahn landen und weiter fahren. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht, ob dieser Bodenkontakt da ist, oder nicht. Ich stehe besser, kann meine Balance besser halten und fühle mich auch irgendwie runder beim Tanzen. Es lohnt sich, Kontakt aufzunehmen, dann trägt der Boden einen wie ein guter Freund.

Today, this ground-contact already feels very different to me. More and more I feel the ground carrying me, a little as though there were an energy flowing from the ground through my feet into my body. The best image for this I have found is a slot car, one of these toy racing cars which seem to be run by magic on a speedy track. If run too recklessly, they jump out of the track and lie there as helpless as a bug on it's back. They get their energy through a piece of conducting cloth on their bottom side, which they drag along, always keeping in contact with the track. Without this contact, they can not move. I sometimes imagine having such contact-strips under my feet. As long as I keep in contact with the ground, energy will flow. But I have to keep the contact all the way through. As with a small jump of the slot car, I can also lift my feet of the ground only to return into the contact-position again. It makes a huge difference if I feel this ground contact of if I don't. I stand better, can keep my balance better and simply feel rounder and better in my tango. It's worth it, working on this contact to the ground - he will carry you like a good friend.




Samstag, 17. Mai 2014

Raus auf die Piste


Endlich habe ich mich wieder auf die Piste getraut. Etwas zögerlich und verhalten, gewappnet mit dem Gedanken, auch nur mit dem Zuschauen und dem Genuss der Musik zufrieden zu sein, fuhr ich in die Metropole, um mich unters Milonga-Folk zu mischen. Den ersten Pluspunkt hatte der Abend, als ich problemlos einen Parkplatz fand. Als ich in der Milonga ankam, war sie schon gut gefüllt – zufriedene, blubbernde Lebendigkeit schwappte mir mitsamt den Tango-Klängen entgegen. Ich zog meine Schuhe an und beobachtete die Szenerie zunächst im Stehen, mit entsprechend gutem Überblick, bis ich einen Stuhl ergattern konnte. Die Musik stimmte. Man könnte monieren, dass der DJ auf Nummer sicher ging und nahtlos eingängige "Hits" aneinander reihte. Oder man lässt es. Mir kam es sehr entgegen. Ich kannte wohl jedes zweite Stück und genoss die Musik in vollen Zügen, ausgehungert wie ich war. Es war einfach nur schön! Die Tanzfläche war gut gefüllt, keine wilden Störfeuer, ganz im Gegenteil, eine Vielzahl interessanter Tänzer, die ich mit viel Freude beobachtete. Schon jetzt wäre der Abend tatsächlich ein Erfolg gewesen. Als ich aufgefordert wurde, war ich fast ein wenig überrascht und auch etwas zögerlich ob meiner Fähigkeiten, mich in eine Umarmung und den Tanzstil eines unbekannten Tänzers einzufinden. Das ist etwas, was ich in den letzten Monaten zu wenig trainiert habe. Aber die Angst war ohne Not. Es lief meinen Fähigkeiten entsprechend wundervoll und ich schwebte nach der Tanda glücklich zu meinem Stuhl zurück. Das ging so den restlichen Abend weiter - genügend Pause zwischen den Tandas um wieder etwas abzukühlen, genügend Tandas, um nicht kalt zu werden. Glücklich und voller Tango-Musik fuhr ich wieder nach Hause - fast habe ich mit dem Auto Tango getanzt!

Die Moral von der Geschichte? Weiter so!! Meine Tango-Fähigkeiten wachsen, jedoch habe ich anscheinend immer noch einen Drang weg vom Partner oder zu viel eigene Energie, was beides das feinere Führen unterbindet. Alle Tanzpartner nahmen mich mit der Zeit fester in den Arm, versuchten mich enger zu führen. Das fühlt sich nicht so schön an, ist aber wohl selbst fabriziert. Da muss ich noch etwas weiter dran arbeiten...

Montag, 5. Mai 2014

Jenseits der ersten Verliebtheit - Beyond the Infatuation

Nach fast 2 Jahren intensiver Beschäftigung mit dem Tango durchlebe ich gerade eine sehr stille, Tango-arme Phase. Das erkennt man unschwer an den ausbleibenden Posts der letzten Monate. So richtig geht es nicht voran, ich habe wenig Gelegenheiten, Tanzen zu gehen, viele familiäre Verpflichtungen, die mich immer wieder davon abhalten. Dazu kommen noch ein paar eher unschöne, frustrierende Milonga-Erlebnisse und dann überraschend das erste Mal der Gedanke: Und wenn ich jetzt einfach damit aufhöre und den Tango ad acta packe? Diese ganze Mühe, die vielen Abende unterwegs mit den für mich meist langen Anfahrten, die manchmal so komplizierte Aufforderungs-Situation auf Milongas, der durchaus weit verbreitete Snobismus, die Kosten der vielen Stunden Unterricht, die Selbstzweifel, die Verzweiflung, wenn es einfach gar nicht oder nur sehr schleppend voran geht... Warum tue ich das eigentlich?

After nearly two years of intensive occupation with tango and it's universe, I am living through a rather calm, tango-arid phase. The missing posts of the last month tell the tale. Somehow, things are not evolving. I have little opportunity to go dancing and have had a few frustrating milonga-experiences. And then, out of the blue, the thought jumped at me: What if I simply stop and call it a day? All the pain I go into to take lessons, to find the time, all those evenings fought free to go out dancing, often with long drives and late nights, the sometimes so complicate way to actually get to dance, the widely spread snobbism of the in-crowd, the costs of lessons the self-doubt, the dispair when things just don't move. Why do I do this?

Eine Weile lang marschiert man unverdrossen auf ein Ziel zu, voller Erwartung, es zu erreichen, voller Vorfreude, mit Elan und der Überzeugung, alles für dieses Ziel aus dem Weg räumen zu können. Ein wenig ist es wie eine Verliebtheit. Alles scheint möglich und man kann sich nicht vorstellen, dass in ein paar Jahren eine bestimmte Angewohnheit des geliebten Partners einen zur Weißglut bringen kann, unendlich scheinen die Reserven an Toleranz und Freude. Aber dann, mitten im Galopp, merkt man, dass sich etwas geändert hat. Wenn ich es so betrachte, ist meine erste Verliebtheit mit dem Tango vorbei. Ich schaue etwas mehr hinter die Kulissen, sehe Falten und Speckröllchen, sehe, wie weit das Ziel noch entfernt ist... Hänge ich den Tango jetzt an den Nagel, ein altmodischen gerahmtes Bild, welches mich an eine schöne vergangene Zeit erinnert?

For a certain while, you can march towards a goal assiduously, filled with the expectation to reach it, full of anticipation, with vigor and with the conviction to be strong enough to move all obstacles out of the way. In a way, this resembles an infatuation. Absolutely everything seems obtainable and it is impossible to imagine that in a few months or years, a certain habit of the beloved will have the power to drive you mad. The resources of tolerance and joy seem infinite. And then, out of nowhere, things change. Looking at it this way, it seems my first infatuation with tango has ebbed away. I am looking beyond the facade, I see the wrinkles and love handles, see how far away I still am of my tango nirvana. Shall I just chuck it? Hang it on a nail, a picture in an old-style frame to remind me of the days gone by?

Ich muss dringend zusehen, mir wieder ein paar schöne Tango-Erlebnisse zu schaffen, damit der Funke nicht erlischt. Ein paar schöne Milongas, inspirierenden Unterricht, Impulse. Natürlich gebe ich noch nicht auf. Mal schauen, ob aus dieser Affäre nicht doch noch eine reifere Liebe wird...

I urgently need to produce a few inspiring and joyfull tango experiences to keep the spark glowing. One or two pleasant Milongas would do. Or inspiring lessons, any sort of impulse. You certainly knew it before me - I will not give up. Lets see if  we can turn this infatuated affair into a profound affinity...