Is tango easy or terribly hard? A graphic artist goes on an adventurous trip into the world of
the tango - discovering, laughing, struggling,despairing, learning. Can I tango? Maybe!

Freitag, 1. Februar 2013

Beredsame Blicke - El Cabeceo



Als Jugendliche lebte ich in einer deutschen Großstadt und verbrachte viel Zeit in U-Bahnen. Mit einem Buch auf dem Schoß ließ sich die Zeit recht angenehm vertreiben. Zudem hatte man die Möglichkeit, recht unauffällig immer wieder den Blick herum schweifen zu lassen und die Mitreisenden zu beobachten. Ein wunderbares Hobby! Manchmal blieb ich an einem besonderen Gesicht, einer bestimmten Mimik oder Haltung hängen, beobachtete intensiver, schon fast an der Grenze zur Impertinenz. Falls jemand zurück schaute konnte ich meinen Blick schnell in das sichere Buch zurück fallen lassen. Manchmal war das Gegenüber aber so spannend, dass ich meinen Blick nicht versteckte, sondern über das normale Maß hinaus zurück blickte. Hielt mein Gegenüber dem Blick stand und gab es dafür ein Lächeln zurück, war der Tag für mich vergoldet. Man könnte es auch Flirten nennen, aber mich interessierten nicht nur Männer. Etwas ganz anderes war es - etwas Besonderes, eine Resonanz, die mich faszinierte.

"Nonverbale Kommunikation" nennt man das und ich bin fest davon überzeugt, dass die wichtigsten Informationen nonverbal kommuniziert werden. Die Worte sind nur ein Schleier, den wir versuchen davor zu hängen, vor dem was unsere Blicke, unsere Körperhaltung, unsere Gesten sagen. Wir beherrschen sie alle, jedenfalls ursprünglich. Entweder wertschätzen und trainieren wir sie oder wir verstecken sie hinter einem besonders dicken Vorhang an Worten und Gedanken. Der Tango scheint mir ein ideales Spielfeld für diese nonverbale Kommunikation. Der Tanz an sich ist völlig nonverbal und gleichzeitig ungemein beredsam. Es geht hier viel mehr als in anderen Lebensbereichen darum, was ich mit meinem Körper ausdrücke, und das nicht alleine, sondern in einer Kommunikation zwischen zwei Menschen, im Wechselspiel Sender – Empfänger – Sender – Empfänger...

Sie findet statt zwischen diesen zwei Menschen, zwischen dem tanzenden Paar und dem sozialen Umfeld der Milonga in der sie tanzen. Dazu kommt die wunderbare Tradition des CABECEOS, eine in formelle Kleider gehüllte nonverbale Kommunikation. Ich finde das wunderbar, denn hier werden wichtige Fähigkeiten eines sozialen Gefüges trainiert. Mein Umfeld wahr nehmen, Zeichen lesen, verstehen, was wirklich gesagt wird. Davon könnte die Welt gerne etwas mehr haben. Und es macht auch noch Spaß!

Was wäre wohl passiert, wenn mich damals in der U-Bahn mein von meinem Blick aufgefordertes Gegenüber erhoben und mich zum Tanz aufgefordert hätte?



I grew up in a major German city and spent much time on subways, on my way to school or to what ever I was up to. I did lots of reading in subways, a very pleasant way of spending ones time. But my book also allowed me to watch my fellow-travellers intensely. Whenever someone looked back at me, I let my eyes drop dreamingly into my book. But people rarely look back. Only sometimes did I find a passenger who fascinated me more, a face, a tenure, a gesture, a sadness, a radiance, whatever. Then I had trouble avoiding the glance back at me and sometimes even provocatively long held it. It made my day if that person looked back and even gave me a small smile in return. You could call it flirting, but it was slightly different - my interest was independent of the gender. There was something special in these subjects of my interest - a radiance, a certain trueness...

Nonverbal communication is what I call it today. An I am convinced, that the really important informations are communicated in this way. We dress words around them, similar to a veil. Some have cultivated this natural ability, some have dressed it in thick layers of words and thoughts, not allowing any trespassing. 

Tango seems to be an ideal playground to try out, cultivate and re-learn our nonverbal communication. The dance itself is entirely nonverbal and at the same time very communicative. More than in other areas, we are brought back to the basics - what do I feel, what do I show? What does my partner communicate, how do I react to this communication, what do I send out? There is communication between the two dancers as well as between the couple and the other couples dancing on the milonga. And finally there is the CABECEO, the perfect nonverbal communication. What a wonderful invention! Playfully and very seriously at the same time, very basic but essential communication is trained and I believe, we could have more of that in our world! On top, it is incredible fun!!!

What would have happened if in my old days, riding the subway, my thus challenged vis-à-vis would have stood up and asked me for a dance? 


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