Is tango easy or terribly hard? A graphic artist goes on an adventurous trip into the world of
the tango - discovering, laughing, struggling,despairing, learning. Can I tango? Maybe!

Donnerstag, 21. Februar 2013

Tango is Flow

Nach meiner letzten Tango-Stunde fuhr ich wieder einmal warm, wohlig und sortiert nach Hause und versuchte beim Namen zu nennen, was das Tango-Tanzen in mir auslöst. Es scheint mir, als ob jede meiner Bewegungen plötzlich am richtigen Platz, bedeutungsvoll und stimmig sei. Als ob ich ein anderes Gefühl für Raum und Zeit habe. Das löst eine große Zufriedenheit und Wärme aus. Woher kommt das?

Once again, after my last tango-lesson, I drove home happily, warm, relaxed and well sorted. And I tried to explain to myself, what has this effect on me. I have the feeling that my movements, gestures suddenly are harmonious and coherent. As if I had a new perception of space and time. This causes a very happy feeling of satisfaction. But how does it come about? 



Die meiste Zeit laufen wir als zwei Personen durch das Leben - ich, der äußere Mensch mit meinem Körper, seinen Freuden und seinen Unzulänglichkeiten und ich, der innere Mensch, mit meinen Gedanken, Gefühlen, Träumen, Grüblereien. Die meiste Zeit des Tages laufen die beiden neben einander her. Es gibt Momente, in denen sie sich näher sind, berühren, überlappen, und Momente, in denen sie völlig getrennt von einander funktionieren. Da ist mein Körper z. B. grade beim Wäsche aufhängen und meine Seele grübelt über die Antwort einer Freundin von vor ein paar Tagen. Oder mein Körper joggt und meine Seele und mein Geist entwerfen Projekte für den nächsten Tag. Das kenne wir alle zu genüge. Sie sind laufen getrennt neben einander her.

Beim Tango-Tanzen passiert das Erstaunliche – die beiden Ebenen berühren sich, überlappen und werden sogar eine Einheit!

Most of our lives, we act as two separate figures - me, the outside person with my body, its joys and insufficiencies. And me, the inside person with my thoughts, feelings, dreams and doubts. Most of the time, the two of them walk next to each other. Sometimes they overlap a little. My body, for example, is hanging out the laundry while my soul and mind are brooding about some comment of a close friend. Or my body is outside jogging while my mind and soul are planning projects for the next day. We all know uncountable similar situations. Our outside and inside persons are functioning separately from each other.

But now - in dancing tango, the wildest thing happens: both layers touch, overlap and even merge!





Tango ist Meditation, Tango ist Flow.

Beim Tango wird das Bewusstsein für den eigenen Körper in seiner Bewegung gestärkt. Jede meiner Bewegungen hat eine sofortige Folge, sei es dass ich stehe und warte, oder einen Schritt gehe, immer ist da der sofortige Bezug zu meinem Tanzpartner, der mich zurück spiegelt und in Beziehung setzt. Ist mein Inneres angespannt oder verkrampft, funktioniert diese Kommunikation nicht. Erst wenn ich frei atme und Innen und Außen durchlässig mache, kann ich den Bezug zu meinem Gegenüber aufbauen und mich stimmig im Raum bewegen. Zu viel Kopf – und der Körper gehorcht nicht. Zu viel Körper ohne die feinen Antennen der Seele – und ich stolpere. Nur in der Durchlässigkeit beider Ebenen kann ich Tango tanzen. Und ich bekomme sofort von meinem Tanzpartner gespiegelt, wenn ich diese Durchlässigkeit nicht habe.

Vielleicht habt ihr schon mal den Begriff "Flow" gehört, den der unaussprechliche Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi geprägt hat. Er beschreibt genau diesen Zusatand des Verschmelzens von Handlung und Bewusstsein. Einen Ausflug in seine spannende Gedankenwelt findet ihr zum Beispiel bei Wikipedia. Ich bin überzeugt davon, dass ein versunkener Tangotänzer genau die gleichen körperlichen und psychologischen Effekte aufweist wie sie beim Flow beschrieben werden.

So ist Tango für mich eine körperbetonte Meditation, die mich erdet, mich durchlässig macht und meine Seele und meinen Körper verschmelzen lässt. Kein Wunder, dass ich mich nach dem Tango-Tanzen wie ein satter Säugling fühle!

Tango is Meditation, Tango is Flow.

When dancing tango, the awareness of my own body grows. Each of my movements has an immediate result. Whether I am standing or moving, my dance partner immediately reflects my action, gives me feed-back. If my inside-person is strained or up tight, this communication does not work. I have to breathe freely and let my inside and outside be permeable to be able to communicate my movements with my partner and to move coordinated through space. Too much of my head - and my body will not follow. Too much of my body without the fine antennas of my soul - and I will stumble. Only by merging both layers - inside and outside - can I dance tango. And the best is - I get immediate feed-back by my partner if I am not there.

Maybe you have already heard of the term "Flow", which was created by the unpronounceable psychologist Mihaly Csikszentmihalyi. He describes exactly the same state of merging action and awareness. You can find more information about his fascinating theories under Wikipedia. It is worth while reading into them a little. I am convinced, that a concentrated tango dancer shows the same bodily and psychological factors as described in the Flow experience. 

Tango seems to be a bodily conscious form of meditation which grounds me and lets soul and body merge in a very harmonious way. No wonder, I feel like a saturated baby after dancing tango!

7 Kommentare:

  1. Ich finde es beeindruckend, wie präzise und genau Du Deine Erfahrungen mit dem Tango beschreibst; vieles deckt sich mit meinen Erfahrungen. Auch die Verbindung zu Flow, die Du knüpfst, finde ich sehr passend. Ich freue mich drauf, mehr von Dir zu lesen.

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    1. Danke! Falls Du im nördlichen Deutschland wohnen solltest, könnte man sich ja auch mal auf einer Milonga treffen...

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  2. Das würde ich gern, allerdings tanze ich meist im Rhein-Neckar-Raum, also zwischen Karlsruhe und Frankfurt. Wenn es Dich mal dahin verschlagen würde...

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  3. Sehr schön beschrieben und so ist es auch. Wenn ich Dich mal mit Skizzenblock in einer Milonga identifizieren kann ;-) , dann werden wir eine schöne Tanda tanzen.
    Aber für den Flow gibt's keine Garantie.

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    1. Danke - freut mich, dass Du Dich wieder findest! Allerdings hoffe ich nicht, dass Du mich an meinem Skizzenbuch erkennst, denn wenn ich zeichne bin ich ein wenig außerhalb des Geschehens, so wie ein Fotograf ein etwas zurückgezogener Beobachter ist. Ich will aber mitten drin sein und tanzen und gar keine Zeit zum zeichnen haben! Also vielleicht doch eher tanzender Weise ganz und gar zufällig. Außerdem finde ich es viel schöner, wegen meines charmanten Lächelns aufzufallen - oder gar - träum - wegen meines Tanzens... ;-)

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  4. Wunderschön beschrieben und bemalt! Danke.

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