Is tango easy or terribly hard? A graphic artist goes on an adventurous trip into the world of
the tango - discovering, laughing, struggling,despairing, learning. Can I tango? Maybe!

Donnerstag, 21. März 2013

Fridge-Hugs


Behäbig aber sehr geduldig – stoic and very patient 

Seitdem ich Tango tanze habe ich ein ganz anderes Verhältnis zu meinem Kühlschrank. Er ist nicht eingebaut, sondern steht einzeln in der Küche und ist fast ständig im Einsatz als Ersatz-Tanzpartner. Okay, er ist etwas behäbig. Aber er erlaubt mir ganz entspannt Haltung, Torsion, Achten, Ballance, Fußfreiheiten zu üben. Zuverlässig steht er da und mault nicht, tritt mir nicht auf die Füße und ist vor allem jederzeit bereit für ein kleines Tänzchen. Auf Strumpfsocken dreht es sich auf dem Fliesenboden besonders gut, ich krame nicht immer meine Tanzschuhe heraus, sondern schmeiße mir meine derzeitige Lieblingsmusik an, umarme meinen Kühlschrank und tanze.

Since I have started dancing Tango, I have developed a very special relationship to my fridge. He stands apart in my kitchen and is constantly misused as dance partner. Certainly, he has a sedate temper, but he allows me to practice in an easy-going manner my bearing, dissociation, ochos, ballance, foot decorations. He is a very reliable partner, stoically letting me try out, move, dance. I don't change into dance shoes - socks have just the right gliding on my kitchen tiles and give me good ground contact. I simply put on my favorite Tango music, embrace my fridge and dance...

Dienstag, 19. März 2013

Twice Dissociated


Two aspects of dissociation


Eine spannende Beobachtung für mich ist die Tatsache, dass im Tango der Körper in der Mitte, im Bauchraum also, geteilt wird. Alles oberhalb dieser Trennung strebt nach oben, als wäre man am höchsten Punkt des Kopfes aufgehängt. Das macht einen graden Rücken, eine offen Brusthaltung und empfänglich für die Führung des Partners. Und natürlich produziert dies die typisch "stolze" Haltung des Tangos. Alles unterhalb dieser Trennung im Bauchraum strebt nach unten, die Beine sind locker und schwer, die Fußballen als wären sie magnetisch und würden vom Boden angezogen. Auch der Beckenboden fällt schwer nach unten. Ich stelle mir manchmal vor, ich hätte eine Art Akkordeon-Zieharmonika im Bauchraum, die ich beliebig bewegen kann.

Dieses Bild hilft mir auch beim zweiten Teil der Trennung, der "Torsion". Derweil der Oberkörper zum Partner ausgerichtet bleibt, führt der untere Teil des Körpers ein eigenes Leben und dreht sich unabhängig vom Oberkörper nach rechts und links, wie z. B. beim Ocho. Das ist eine ungewöhnliche Bewegung, die ich immer wieder üben muss. Aber nur diese Trennung und Bewegungsfähigkeit gibt den Beinen dann den wunderschönen Tango-typischen Freiraum.

Oben und Unten getrennt und doch vereint auf dem Weg zur idealen Tango-Haltung.

It is quite astonishing for me to see that Tango divides the body into two parts right in the middle, in the stomach area. Everything above the stomach is orientated upwards, as if was attached to a string at the highest point of my head. This assures a straight back and an open chest, which is important for leading and following. And evidently, it creates the typically "proud" bearing of a tango dancer. Everything below the stomach is orientated downwards, hip and legs are heavy, the balls of the feet seem to be magnetic and cling to the floor. I sometimes imagine having an accordion bellows in my stomach area, allowing for all sorts of dissociations.

And exactly in "dissociation", this image helps me a lot too. While the upper part of the body stays strictly orientated towards the partner, the lower part moves and turns independently, for example in the Ocho. This is a very unusual movement I have to practice again and again. But only this dissociation allows the legs and feet to move as expressively and beautifully as is typical in Tango.

My body dissociated, an accordion bellows in the stomach, I happily strive on on my way to the ideal Tango posture. 


Freitag, 15. März 2013

Two Months




Seit genau zwei Monaten schreibe ich diesen Blog und habe grade gesehen, dass ich schon über 2000 Besucher hatte. WOW! Ich bin beeindruckt! Am Anfang stand das Bedürfnis, meine Eindrücke beim Tango-Lernen aufzuschreiben, eine Art Tango-Tagebuch zu führen, damit mir die vielen Gedanken und Erkenntnisse dieses Prozesses nicht verloren gehen. Und dank der Anonymität des Netzes kann ich das auch relativ ungeniert tun. Ich freue mich über das Interesse aus dem weiten Tango-Universum und schreibe und zeichne fröhlich weiter!

Exactly two months ago I started writing this blog. And I have just seen that I have just trespassed the 2000-mark of visitors. WOW! I am impressed! The starting point was my need to note down my impressions and thoughts triggered by the process of learning tango, to write a sort of tango-diary. Thanks to the anonymous space of the worldwide web, I can do this very openly and shamelessly. Motivated by the interest of the tango-universe, I will write on happily!

Mittwoch, 13. März 2013

Il Gato 2



Ich habe grade einen Tango-Tänzer entdeckt, der mich über alle Maßen fasziniert. Maximiliano Cristiani heißt er und hat eine unglaubliche Eleganz in seinen Bewegungen – fließend, humorvoll, pointiert. Diese riesigen, gleitenden Schritte... Seine Füße scheinen wie die Tatzen eines Katers oder gar Tigers, der weich und sicher tritt, überhaupt meint man, einem selbstbewussten geschmeidigen,  Kater zuzuschauen. Dazu hat er sich ein Image zugelegt - mit 20er Jahre Frisur und Anzügen mit diesen beuteligen Hosen und schmalem engen Jackett, die seine Bewegungen noch mehr unterstreichen. Einfach Wonne!

I have just discovered a tango dancer who leaves me slack-jawed. Maximiliano Cristiani has won many prizes and fascinates through his extremely elegant movements –  flowing, humorous, passionate and precise. Those huge, gliding steps... His feet resemble the paws of a tom cat or tiger, stepping very softly and confidently. In fact, in all his movements resembles a self-conscious, sleek, elegant tom cat. Plus his 20s hair style and those slacking wide trousers and close fit jacket which underline his movements... what a pleasure to watch!

Here is a clip taken in January of this year together with Jesica Afenoni - as recent as can be - enjoy!




Freitag, 8. März 2013

Pulsating Pauses




Die Pause, das Warten, die Lücke zwischen zwei Momenten, zwei Tönen, zwei Bewegungen – Sie ist kein Stillstand sonder Spannung, Erwartung, Luft holen, Herzschlag. Gehalten wird sie durch das was davor und das was danach kommt. Ohne Pausen ist Musik atemlos, ist ein Tango gehetzt und ruhelos. Da wir meist ein recht ruheloses Leben leben gehen uns die Pausen oft abhanden, das Gefühl dafür. Ihr Genuss auch. Es fällt uns schwer, Pausen, Stille auszuhalten. In Zeiten von Depressionen und Burn-Out erkennen Wissenschaftler immer mehr, wie wichtig Pausen sind. Im Tango werden Pausen, wird das Warten kultiviert. Aus der Notwendigkeit, auf eine freie Fläche zum Tanzen zu warten, um die Musik zu spüren, um Pausen in der Musik auszudrücken, einfach um Inne zu halten.

To pause, to wait, this gap between moments, between notes, between movements – it's not a standstill but suspense, expectation, breathing, heartbeat. The pause is sustained through that what happens before and afterwards. Without pauses, music seem breathless, a Tango scampered and restless. Since we lead restless lives, we tend to loose track of pauses, forget their significance. We find it difficult to bear pause, silence, stillness. But in times of depression and burn-out, science rediscovers the importance of pauses in everything we do. Tango cultivates pauses, cultivates waiting. In order to wait for a room to dance, to feel the music, to express pauses in the music or simply to hold the moment.

Dieser überraschend unspektakuläre Filmclip der Totis gefällt mir sehr. Sie strahlen hier eine große Ruhe aus und tanzen Pausen so inniglich und genüsslich, dass es eine Freude ist. Da ist kein Stillstand, keine Leere, nur pulsierende Pausen. Es gibt genügend andere Clips im Internet, in denen die beiden zeigen, wie viel vorzügliches Temperament sie besitzen, wie viel Akrobatik und Raffinesse sie beherrschen. Hier ist die Show sekundär, hier tanzen sie einfach Tango.

I very much like this surprisingly unspectacular film clip of Los Totis. They dance very calmly here, celebrating pauses beautifully. There is no blankness, standstill, only pulsating breaks. There are plenty clips around with the two of them showing their spirit, their ability and refinement. Here, the show is on a different level. They dance tango.

Los Totis dancing OIGO TU VOZ, Caló Berón

Mittwoch, 6. März 2013

Stumbling and Flying


Eine Milonga in der Provinz. Hier begann vor zwei Jahren meine Lust, Tango tanzen zu lernen. Denn während unten im Saal ein Mal im Monat die Tische und Stühle beiseite geschoben wurden und Tango-Musik durch den Raum schwebte, probte oben im Saal mein Orchester. Nach jeder Probe blieb ich unten hängen und schaute zu, wie sich die Tanzpaare geschickt durch den kleinen Raum bewegten, genoss die Musik und spürte der Sehnsucht in mir nach.

Gestern war wieder Probe. Und Milonga. Schon während des zarten Haydens war es schwer, den rollenden Beat des Tangos, der nach oben drang, zu ignorieren. Kaum war die Probe vorbei, zog ich meine Tanzschuhe an und gesellte mich in die Milonga. Und tanzte tatsächlich das erste mal "öffentlich" jenseits der Räume von Tangonido! Was soll ich sagen – plötzlich lief gar nichts mehr. Ich war schon alleine froh, nicht auf Füße zu treten oder gar zu stolpern. Das ist wie wenn man still in seinem Kämmerlein sein Instrument übt und dann zum Lehrer kommt – plötzlich klappt keine Passage mehr und man macht Fehler an Stellen, an denen man das nicht für möglich gehalten hätte. Nun, so war es, und da ich das ja zu genüge vom Instrument spielen kenne, irritierte es mich auch nicht über die Maßen.

Dies ist kein Blog über Superwoman (auch wenn manchmal ein wenig über Catwoman), sondern einer über mein Lernen. Und da gehört vor allem und essentiell das Stolpern und Straucheln dazu. Alles fühlte sich plötzlich anders an. Ich stolperte etwas aufgeregt durch den Raum, fand die Stimmung wunderbar und genoss es, mitten drin zu sein. An Schweben oder Gleiten nicht zu denken. Ich hatte auch endlich die Gelegenheit, mit einem anderen Tänzer als meinem Tanzlehrer zu tanzen und ertappte mich bei einem erstaunten Gefühl, dass das überhaupt funktioniert. Erfahrener Tänzer der er war, bugsierte er mich sicher durch den Raum. Und das war manchmal schon ein kleines Bisschen wie Fliegen...


A milonga in a province town. Two years ago, my yearning to learn to dance tango was triggered here. While once a month the chairs and tables were moved to the side and tango music began to float through the lower hall, my orchestra rehearsed in the upper rooms. After each rehearsal, I got stuck in the milonga, watching the dancers, enjoying the music and feeling the yearning grow inside.

Yesterday again the orchestra rehearsed. And yesterday again was milonga. Already while rehearsing the delicate Hayden it was difficult to ignore the rolling tango beat permeating through the walls. Once the rehearsal was over, I put away my instrument and on my dancing shoes and mingled into the milonga. And indeed, I danced "publicly" for the first time outside the walls of Tangonido! Alas – suddenly everything was different and the most simple things did not work. I was happy not to stumble or tread on anyones feet. It's like when you practice your instrument at home and then play for the teacher – suddenly the well rehearsed passages don't work and you make mistakes in previously absolutely carefree passages. Well, since I am aware of this effect through my learning and teaching of music, I was not so terribly irritated. Still, everything felt different.

This is not a blog about Superwoman (even though sometimes a little about catwoman), but about my learning. Stumbling and tripping are an essential part of every learning process. Excited and stumbling, I moved through the room, enjoyed the atmosphere and was glad to be right there. Certainly not a notion of  floating or gliding. And finally I had the opportunity to dance with someone else but my teacher. I had to smile about my astonishment  – it actually did work! He was an experienced dancer in my size (I am rather tall), and moved me around the room expertly. And that felt at certain moments a little like flying... 



Montag, 4. März 2013

Rolling Stones




Alles auf dieser Welt scheint einen möglichst stabilen Zustand anzustreben, zumindest für kurze Zeit. Der Stein rollt den Berg hinunter, bis er irgendwo hängen bleibt und wieder liegt. Elemente teilen sich, reagieren, bis wieder stabile Strukturen entstehen. Sogar das Chaos strebt laut Entropie der größt möglichen Verteilung zu, um in ihr einen stabilen Zustand zu erreichen. Alles pulsiert zwischen den beiden Polen Bewegung und Stabilität. Stabilität - Impuls - Bewegung - Stabilität.

Wen wundert es, dass es auch im Tango um nichts anderes geht? Meine heutige Tango-Stunde hat mir das wieder einmal deutlich vor Augen geführt. Mittlerweile schaffe ich es schon ganz gut, in meiner eigenen Achse ruhend zu stehen. Stabilität. Und zu warten. Auf einen Impuls von meinem Tanzpartner. Er bewegt meinen Oberkörper, ein Bein folgt dieser Bewegung, um meine natürliche Ballance nicht zu verlieren und das andere Bein folgt alleine durch sein Eigengewicht und durch das Bestreben, wieder die stabile, ruhende Mittelachse zu erreichen, und schließt. Stabilität - Impuls - Bewegung - Stabilität.

Hier passt das Bild des rollenden Steines hervorragend. Denn durch sein Eigengewicht rollt er erst träge, dann aber zügig über den Boden bis zu seinem neuen Ruhepunkt. Manchmal stelle ich mir vor, dass meine Füße schwere Steine sind, die von einer ruhenden Position zur nächsten "rollen" oder verschoben werden. Oder Sandsäcke. Dann habe ich das Gefühl, schwer und tief im Boden zu stehen, geerdet zu sein, und kann mich ganz entspannt in das Wechselspiel zwischen Stabilität und Bewegung einfinden und darin aufgehen.


Everything in this world seems to strive for the utmost stable state, at least for a certain amount of time.  A stone will roll down the hill until it gets stuck somewhere or finds some other steady state. Elements are split, react, until a new steady state is achieved. Even chaos strives for the entropic state of largest dispersion possible to thereby find a steady state. Everything pulsates between the two poles of movement and stability. Stability - impulse - movement - stability.

No wonder, the same applies for tango. Todays tango lesson has once again focused me on this. I am fairly good at standing stably in my middle axis by now. And to wait. For an impulse of my leader. He moves my torso, one of my legs follows this movement as not to loose my natural ballance. The other leg follows stimulated by it's own weight and my striving to find my stable middle axis again. Stability - impulse - movement - stability.

The image of the rolling stone fits perfectly here. Through its own weight it rolls down the hill, first slowly, then swiftly, until it reaches its new steady state. I sometimes imagine my feet being heavy stones which are "rolled" or moved from one position to the next. Or maybe sandbags. Then I feel deeply rooted in the floor and can let my legs relax and naturally follow this interplay between movement and stability.